Klaras Lebenswelten-Kindheitserinnerungen - Einkaufen für mich eine Lieblings-Alltagsaufgabe. Eine Erinnerung die Lächeln zaubert.

Einkaufen! Pflicht & Lieblings - Alltagsaufgabe

Wir wohnten unweit, von Milchladen, Konsum ("Tante Emma Laden") und Bäcker. Wir hatten kein Auto, also musste alles zu Fuß nach Hause gebracht werden. Freitags, der Wocheneinkauf für eine 6-köpfige Familie. Es war meine Aufgabe alle Einkäufe zu erledigen, so lange ich zurück denken kann, bis ich auswärts meine Ausbildung machte.

 Ich musste die Straße vor dem Haus überqueren, einen kleinen Weg zwischen den Häusern hindurch und eine paar Schritte weiter war der Milchladen. Drei Häuser weiter war der Konsum und noch ein paar Häuser weiter war dann der Bäcker/Bäckerei. Für den Weg, ohne volle Taschen, brauchte ich ca. 10 Minuten bis zum Bäcker. Einmal in der Woche, Freitags, dauerte der Rückweg oft länger, da meine 4-5 Beutel/Netze voll waren, ich diese zwischendurch absetzen musste und auch noch meine Süßigkeiten verschlingen musste. Aber dazu später mehr. 

Brot, Milch, Lebensmittel & Wochen-Einkauf - Pflicht und Freude

Brot holen beim Bäcker, Dienstag und Freitag. Der Bäcker machte um 15:00 Uhr auf. Aber ich musste schon eine halbe Stunde vorher da sein, damit die Schlange vor mir nicht zu lang wurde. Schlangestehen war langweilig, aber im Laden dieser wunderbare Geruch, herrlich. In der Regel kaufte ich Brot und Freitags auch Brötchen, für das Wochenende. Auf dem Rückweg hatte ich stets das Verlangen, den noch warmen Brotkanten abzureißen und zu genießen. Doch das würde Ärger geben, wusste ich aus Erfahrung. Ich hatte es einmal getan und erntete dafür eine furchtbare Schimpftirade meine Vaters und ein strenges Verbot. Aber schön wars trotzdem.

 

Milch, Butter, Käse und Eier kaufte ich im Milchladen. Erst mit einer Milchkanne und später Milch in Flaschen.

Auch hier stand der Warengeruch im Laden. Es roch nach Milch und Käse. Den Milchladen suchte ich öfter auf. Später, als es Flaschen gab, auch Freitags, nach dem Konsum. Mit schon gefüllten Beuteln die ich, in der Schlange stehend, vor mir herschob. Ein weiterer Beutel kam hinzu, mit 4 Milchflaschen, Butter, Quark und eine 10-er Packung Eier oben auf. "Mädchen, pass auf die Eier auf", hörte ich sehr oft beim "Auf Wiedersehen", die Milchtante sagen. 

Ja, die Eier. Mehrfach fielen sie aus dem Beutel, weil er zu voll war. Heulend trug ich sie trotzdem nach Hause. Ich erhielt meine Standpauke "kannst du nicht aufpassen...", "schon wieder...", "dass kann nur dir passieren". Danach ging ich wieder los, um neue Eier zu kaufen.

Freitags gönnte ich mir eine Süßigkeit

Dann gab es noch den Konsum, den ich sehr gern besuchte. Hier gab es fast alles. Lebensmittel, Gemüse, Obst, Fleisch, Wurst und Drogerieartikel. Die Süßwaren lagen damals genau gegenüber dem Tresen, an dem man bedient wurde. Das war gemein. Immer wenn ich dort war, musste ich mir die Schaumwaffeln, Lakritzstangen, rot-weiße Pfefferminzstangen und Lollis/Lutscher anschauen. Jeden Freitag stand ich dort.

 

Freitag war Einkaufstag für mich. So lange ich zurück denken kann, erledigte ich den Wochenendeinkauf. Ich wusste was ich einkaufen musste. Einen Zettel hatte ich nur, wenn bestimmte, nicht regelmäßig benötigte Dinge fehlten. Drei bis 4 Beutel/Netze wurden gefüllt, mit Wurst, Mehl, Zucker, Gemüse, Tüte Bonbon, Zahncreme ... Da es noch keine Kasse gab, die einen Zettel ausdruckte mit allen Artikeln drauf, konnte ich maßvoll schummeln. Fleisch und Wurst, wurden verpackt und der Preis wurde, wie alles andere, auf einen Zettel geschrieben und zusammen gerechnet. So fiel nicht auf, dass ich mir zwei Negerküsse (je 0,20 Pfennig) zwei Waffeln (je 0,15 Pfennig) oder einen anderen süßen Wunsch erfüllte. 

 

Mein Problem aber war, dass ich es bis nach Hause aufgegessen haben musste, damit meine Mutter es nicht bemerkte. Mit den vollen Netzen, machte ich mich auf den Heimweg. Immer wenn ich die Beutel wechselte oder abstellen musste, weil sie schwer waren, biss ich in die Süßigkeit. Bis nach Hause hatte ich es geschafft. Mund abwischen, bevor ich die Straße vor dem Haus erreichte. Alles gut.

Lach. Heute ist mir völlig klar, dass meine Mutter davon wusste. In dieser Kleinstadt, kannten meine Eltern sehr viele Leute, daher blieb nichts was ich tat ungesehen oder ein Geheimnis. Nicht für mich, meine Eltern erfuhren alles, weiß ich heute. So war meine Nascherei ganz sicher kein Geheimnis. Meine Mutter hat es toleriert, ohne Worte, weil es ja nur Pfennig-Beträge waren. Sie ließ mir den Glauben, etwas verbotenes zu tun.

Es war auch klar, wenn ich selbst oder meine Eltern etwas vergessen hatten, musste ich noch einmal losgehen. Es war meine Aufgabe einkaufen zu gehen, wann immer etwas fehlte oder gebraucht wurde.

Von Bananen und anderen Köstlichkeiten

Wenn es etwas Besonderes gab, wie Bananen, Apfelsinen, Weintrauben, machte es keine Spaß einkaufen zu gehen. Dann musste ich mich in diese endlose Schlange stellen. Es war langweilig und dauerte ewig bis ich dran war und die Portion Bananen oder Apfelsinen, für Kinder-reiche Familien, erhielt. Ja, Kinder-reiche Familie, ab 4 Kindern, bekamen 0,5 - 1,0 Kilo mehr, je nach Wareneingang und Kinderzahl. Das hieß, ich bekam nicht nur das 1,0 Kilo Bananen, sondern entsprechend mehr. Vor Weihnachten gab es manchmal 2 Kilo Apfelsinen oder Mandarinen. Natürlich gab es Leute die genau darauf neidisch waren. Sie gaben schon mal einen blöden Kommentar ab oder schauten mich von oben herab an. Ich war es gewohnt und es störte mich nicht wirklich. Trotzdem erledigte ich diese Einkäufe nicht so gern, da es immer so sehr lange Schlangen waren.

Einkaufen ging ich sehr gern.