Klaras Lebenswelten-Kindheitserinnerungen-Weihnachtszeit und der Traum von einer Puppe.

Ich wünschte mir einen Puppen-Jungen

Ich war ungefähr 10 Jahre alt, da wurden die erste Puppen mit Geschlechtsteil in der DDR verkauft, so wie diese auf dem Foto. 

Die Adventszeit war eine schönste Zeit. Es wurde abends früh dunkel und die Geschäfte waren toll dekoriert. Ich schlenderte so gern in dieser Zeit, des warmen Lichtes überall, in unserer Einkaufsstraße, an den Schaufenstern entlang. Es war so herrlich, was dort zu sehen war. So wundervolle Weihnachtsdeko, im Kerzenschein.

Ungefähr in der Mitte der Einkaufsstraße, befand sich ein kleiner Spielzeug-Laden. Zwei Schaufenster mit Spielwaren. Auf der rechten Seite, konnte ich ich in das Land der Puppen und Teddys eintauchen. 

Dort entdeckte ich dann meine Traum-Puppen. Zwei Puppen, identisch im Aussehen, aber mit Geschlechtsteil. Ein Junge und ein Mädchen - Zwillinge. Ganz vorn, in der Auslage, lagen sie. Ja, ich hätte diese Beiden gern gehabt.

Ich wusste aber, dass ich niemals 2 Puppen bekommen würde. Aber der Puppen-Jungen war mein Traum, von ganzen Herzen. Ich war 10 Jahre alt, na und. Ich wünschte mir diese Puppe und jeden Tag stand ich vor diesem Schaufenster und bestaunte sie.

 

Mein Wunschzettel

Es war also klar, dass ich diese Puppe auf meinen Wunschzettel schrieb. Ich weiß heute nicht mehr, ob ich noch mehr Wünsche hatte, aber ich fühle noch heute, wie sehr ich diese Puppe mochte. 

Besondere Wünsche sprach ich immer gegenüber meiner Patentante aus. Sie war so anders und sie erfüllte mir so manchen Wunsch. Daher war es klar, dass ich ihr diese Puppe zeigte und sie mir, von ihr, zu Weihnachten wünschte.  Bis Weihnachten war noch so lange. Ich konnte es kaum erwarten. Ich hoffte so sehr, dass ich diese Puppe bekam.

 

Weihnachtsabend

Der Weihnachtsabend kam. Wir mussten in den Kinderzimmern bleiben und wurden, wenn der Baum geschmückt war und die Geschenke auf dem Tisch lagen, in das Wohnzimmer gerufen. Nebeneinander standen wir vier Geschwister vor dem Wohnzimmerschrank und jeder sagte sein Gedicht auf oder sang ein Lied.

 

Meine Blicke suchten schon den Geschenke-Tisch ab. War da irgendeins, worin die Puppe sein konnte? Ob ich die Puppe bekam? Nach gemeinsamen Frohe Weihnachten, durften wir unsere Geschenke auspacken. Ich überschaute meine Geschenke und es wurde mir klar, meine Puppe war nicht dabei. Kein Geschenk war in einem passendem Karton.  In dem Geschenk von meiner Patentante war ein neues Nachthemd und Unterwäsche. Sie hatte eine gute Wahl getroffen, mir gefiel beides, doch es war nicht meine Puppe. 

 

Du bist zu alte für eine Puppe!

"Du bist zu alte für eine Puppe" sprach mein Vater zu mir, "die liegt eh nur in der Ecke rum". Seine Worte trafen mich tief in meiner Seele. Ich höre sie heute noch und sehe auch sein abwertendes Lächeln dazu. Wie konnte ich mir nur eine Puppe wünschen? Das ging ja gar nicht. 

 

 

Am ersten Weihnachtsfeiertag kam dann meine Patentante. Sie sah meine Enttäuschung sehr genau. Sie nahm mich in den Arm und wünschte mir frohe Weihnachten. Ich bedankte mich für ihr Geschenk. Später sagte sie mir dann: "Klara, ich hätte dir gern deinen Wunsch erfüllt, aber dein Vater hat es mir verboten". Ich war einfach nur noch wütend auf meinen Vater, der überhaupt, nicht wusste wie sehr ich mir diese Puppe wünschte. Meine Patentante konnte nichts dafür. Sie konnte sich nie, ihm gegenüber durchsetzen, dazu war sie damals zu weich. Mir tat gut, dass sie meinen Wunsch hatte erfüllen wollen und es ihr  sichtlich leid tat.

 

Der Puppen-Wunsch ist noch heute in mir.

Die Puppe blieb also im Laden und für mich unerreichbar. Ich glaube, sie verfolgt mich bis heute. Dieser Wunsch verfolgt mich bis heute!

Meinen Kindern habe ich am liebsten ihre Puppen-Träume erfüllt. Selbst meinem Sohn. Er wünschte sich eine Puppe, einen Affen, einen Teddy und ja, er bekam zum vierten Geburtstag einen Puppenwagen. Er war stolzer Puppenvater und strahlte übers ganze Gesicht.. Meiner Tochter habe ich jeden Puppen-Traum erfüllt, von Babypuppe bis Barbie-Puppen. So manch eine Puppe bekam sie geschenkt, weil ich nicht daran vorbei gehen konnte.  

 

Noch heute liebe ich Puppen und .... .

 

Noch heute komme ich schwer an Puppen vorbei. Ich könnte mir immer wieder eine Puppe kaufen. Bis heute kann ich an manchen Puppen/Teddy nicht vorbei. Auch wenn sie dann häufig sehr schnell, den Wohnort wechseln. Hin zu den Enkelkindern.

Auch wenn diese Geschichte nicht vollständig positiv ist, zaubert sie heute ein Lächeln in mein Gesicht. Es war mein Traum von einer Puppe. Ich sehe mich noch heute, wie in einem Film, vor diesen wundervollen Weihnachts-Schaufenster des Spielzeuggeschäftes. Was in mir leuchtet, ist diese Wärme, dieser Herzenswunsch und dieses Licht der Weihnachtszeit in der langen Einkaufsstraße, die ich zur Weihnachtszeit liebte.