Klaras Lebenswelten - Klaras Weihnachtsgeschichte 2019 - Advent, Advent ein Lichtlein brennt ...

Advent, Advent ein Lichtlein brennt ...

Die Adventszeit ist eine der schönsten Zeiten im Jahr. Überall brennen die Kerzen und leuchten die Lichter. Ein wenig Weihnachtsmarkt, ein wenig Getümmel, die letzten Geschenke besorgen, Geschenke einpacken, mit Wichteln anderen Menschen eine Freude machen, den Schwibbogen und den Adventskranz zum leuchten bringen, den Weihnachtsbaum schmücken ...

Es ist die Zeit, auf das Jahr zurück zu schauen. Die Zeit von Herzenswärme und Dankbarkeit. Es ist die Zeit an Menschen zu denken, die nicht mehr bei mir sind. Es ist die Zeit, die mich 2019 völlig überforderte. Das Jahr 2019 brachte die Diagnose Prostatakrebs, die Operations- und Rehazeit. Zeiten die überaus schwer zu bewältigen waren. Aber auch die Nachricht vom Sechser mit Zusatzzahl im Lotto - der Krebs ist vollständig besiegt.

 

HERRLICHE Glücks- & Seelen-Momente

Diese Zeit hatte mir alle Energie abverlangt und nun schrie meine Körper und meine Seele nach Ruhe. Bitte unendlich viel Ruhe. 

 

Natürlich wäre es möglich gewesen, mir diese zu gönnen. Doch ohne all die schönen Dinge der Weihnachtszeit leben? Nein, dass wollte ich auch nicht. 

 

Herrliche Glücks- & Seelen-Momente

Kinder- und Enkel-Zeit ist eine schöne, aber auch überaus anstrengende Zeit. Wir hatten Besuch aus Potsdam und Guben. Da war Leben in unserer Wohnung. Unsere älteste Enkeltochter aus Guben, war zum ersten Mal, allein bei uns. Wunderbar. Es ist wunderschön, Zeit mit ihnen allen zu verbringen, bummeln zu gehen, zu erzählen was es Neues gibt und die Enkelkinder zu verwöhnen. Es war so Herz-erwärmend für mich, in offenen Gesprächen, ihr Vertrauen und ihre Freundschaft zu spüren, in Gesprächen über Sorgen und Nöte, über Träume und Wünsche. Herrlich. 

Zu sehen, wie sie sich über Kleinigkeiten freuen. Zu sehen, wie die Erfüllung eines Wunsches für die Tochter unendliche Freude brachte und die Augen glänzen ließen. Nein, sie selbst hätte so viel Geld niemals ausgegeben, aber sie hatte es sich, unserer Meinung nach, verdient. Einfach mal so und nicht weil Weihnachten war! Es war herrlich, zu erleben wie erwachsen, selbständig und fröhlich unsere große Enkeltochter ist. Mit ihr im "Hans im Glück" einen riesigen Hamburger zu essen, das Flair von Dresden zu genießen.

 

Ein Adventswochenende mit meinem Sohn, stand natürlich auch auf dem Plan. Wir bummelten über den Weihnachtsmarkt und durch unsere Lieblingsweihnachtsstadt Seiffen. Den Sohn verwöhnen, Lieblingsessen kochen und natürlich beschenken. Zu erleben wie er sich wieder streubte fotografiert zu werden, mit uns in der Kirche zu sitzen und am Abend gemeinsam zu schwatzen, über dies und jenes. Ein wenig in sein Leben einzutauchen, zu fühlen wie er voran kommt, im Leben mit seiner psychischen Beeinträchtigung. Zu hören und zu spüren, dass er wieder Lebensziele hat und Freude erlebt. Es ist so wundervoll, dass auch er langsam wieder Gefühle zulassen kann und für mich sichtbar ausstrahlte. So herrlich ihn zu umarmen und seine Wärme zu spüren. Und dann, als er wieder zu Hause ist, sendet er als Dankeschön ein herrliches Foto von sich. Da war meine Freude riesig. 

 

Es war fantastisch zu erleben, wie sich die Pfennige verbünden. Wie auch mein Sohn und mein Mann sich verbündeten. Ich hatte keine Chance dagegen anzukommen. Viel Zeit zum herzlichen Lachen, Zwinkern und Foppen. Familie pur und ich mitten drin. Ich bin unendlich dankbar dafür, weil es für mich nicht selbstverständlich ist. 

 

Auch wenn das Wort herrlich sich hier wiederholt und wiederholt. Egal. ES WAR HERRLICH! Balsam für Herz und Seele.

 

Von Geschenken, Kartengrüßen & Wichteln

An erster Stelle steht hier das Geschenk an unsere unglaublichen Nachbarn. Ein Dankeschön für die überaus herzliche Hilfe, in unserer schweren Zeit. Wir hatten ihnen Zeit geschenkt. Gemeinsame Zeit bei einem gemeinsamen Essen, in einer Gaststätte ihrer Wahl. Es wurde ein wunderbarer Herzens-warmer Abend, mit sehr gutem Essen und Gesprächen. Es war schön, in ihre Augen zu schauen, ihnen zuzuhören und gemeinsam zu auszutauschen über dieses und anderes. Viele Gemeinsamkeiten in unseren Lebenseinstellungen/Lebenswerten zu teilen. Es war nicht zu bemerken, dass wir unterschiedlichen Generationen angehörten. Wir saßen vertraut beisammen und genossen die gemeinsame Zeit. Wunderbar!

 

Auch in diesem Jahr kamen so einige Geschenke zusammen, auch wenn ich gedacht hatte, ich wäre gut vorbereitet. Nein, Freude kam nicht auf, beim verpacken und einpacken. Es war, in diesem Jahr, einfach nur unendlich anstrengend. Irgendwann war es geschafft. Alles war eingepackt und alle Päckchen abgeschickt. Ich hatte es geschafft. Ich war dankbar, dass ich anderen damit eine Freude bereiten konnte und manchmal wollte ich Mäuschen sein.. Zum Weihnachtskarten schreiben, fehlte mir Kraft, Energie und Antrieb. Es war einfach zu viel. 

 

Die Wichtelpäckchen und lieben Kartengrüße waren eine große Freude. Viele sendeten mir/uns liebe Grüße und Wünsche. Es gab auch Dinge, die mir besonders nahe am Herzen waren. Es ist für mich immer wieder unglaublich, dass gerade Menschen welche auch mit Krankheit kämpfen, Geschenke machen die in mir Herzenswärme aufsteigen lassen und ein dankbares Lächeln ins Gesicht zaubern. Da ist ein Schokoladen-Adventskalender aus der Schweiz, ein kleines Freundschaftsbändchen, ein selbst gebastelter Fröbelstern, dass selbst genähte Jule-Pferd, ein wundervolles Kartenmotiv, ein gesticktes Kärtchen mit DK-Flagge.

 

Da waren auf Karten so wundervoll warme Wünsche. ...

 

Von dem was zählt ...

Mir fehlt die Freude an dieser Adventszeit. Auch verrannte sie im Sauseschritt. Es ist gerade jetzt so unheimlich anstrengend, den Alltag zu meistern. Auch wenn es scheint, es ist nicht viel, brauche ich für jeden Tag meine ganze Energie. Müde und kraftlos meistere ich irgendwie die kleinen und großen Herausforderungen.

 

In diesem Jahr empfinde ich anders. Mir fehlt die Freude. Doch in meinem Herzen fühle ich Momente der innigen Dankbarkeit, war aufsteigen. Dankbarkeit für die schönen Momente in der Familie, für die lieben Worte und Gedanken, für das Lächeln und das Vertrauen, auch für so manchen kleinen Scherz. Dankbarkeit für so viele herzliche und wertschätzende Worte auf den Weihnachtskarten. Dankbarkeit für das Freundschaftsbändchen von einer Facebook-Freundin. Noch niemals wirklich gesehen und doch so nah. Dankbarkeit und Herzenswärme für das kleine dänische Jule-Pferdchen, von einer Facebookfreundin, die gerade mit einer heftigen Diagnose kämpft. Sie kämpft und mir sendet sie ein wunderbares Lächeln. Wahnsinn.

 

Ich bin dankbar für all die Menschen da draußen und in meiner Nähe, die mit mir/uns gelitten haben, die Daumen gedrückt haben, sich mit mir freuen und lachen, Gedanken teilen, meinen Worten vertrauen und diese wertschätzen. Sich auch mal an mir reiben. Es ist so gut zu erfahren, dass es doch Menschen gibt, die ihr Herz an der richtigen Stelle haben, die ehrlich ihre Meinung sagen, die wissen wollen was ich denke und fühle.. Die genau wissen wie es sich mit der Depression oder PTBS lebt. Menschen, die mitfühlen, verstehen oder versuchen zu verstehen. Schön, dass es sie in meinem Leben gibt.

 

 

Nein, diese Welt hat nicht nur Ellenbogen und Egoisten. Sie hat auch wunderbar warmherzige und emphatische Menschen. Dafür bin ich sehr dankbar. Diese Dankbarkeit spüre ich im Herzen, tief drinnen. Da ist es nicht so schlimm, dass mir die Energie und die Freude fehlt. Ich glaube, dieses schöne warme Gefühl der Dankbarkeit ist, dass was zählt, in dieser Weihnachtszeit. In dieser Zeit.

 

... und im nächsten Jahr?

Meine Gedanken drehen sich und so richtig vertrauen kann ich ihnen noch nicht. Aber ich versuche es. Ich möchte mich im nächsten Jahr, mehr auf das Erleben der Adventszeit fokussieren und nicht im Päckchen packen wieder freudlos versinken. Hm, aber die Weihnachtszeit ... Natürlich sind Päckchen nicht zu vermeiden und es wäre keine Weihnacht, ohne sie. Jedenfalls nicht für mich. Ich finde es so herrlich andere zu beschenken und das Lächeln in den Augen zu sehen. Aber ich kann es reduzieren. 

 

Ich kaufe oft im Jahreslauf so dies und das, schon in Gedanken, wer sich darüber freuen würde oder eben auch für die Wichtelpäckchen. Was hindert mich also, genau dann, das Päckchen auch zu packen und zu wichteln, einfach so. Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter? Einfach so einen Glücksmoment senden/wichteln. Dann bleibt mir vielleicht auch Energie zum Weihnachtskarten schreiben. Ich freue mich über jede Karte und anderen geht es genau so. Es ist ein schöner Brauch, an Weihnachten oder Neujahr Kartengrüße und Wünschen zu versenden. Das ist mir wichtig.

 

 

Ich wollte mir nichts vornehmen für das neue Jahr und nun ist vielleicht doch eine Idee geboren, die im nächsten Jahr wahr werden könnte. Kein Stress. Wenn nicht, dann habe ich vor Weihnachten wieder alle Hände voll zu tun. Dann ist das so!

Frohe Weihnachten!