· 

Klaras Lebenswelten-Die Geschichte vom hebephilen Monster - 3. Kapitel - Schweigen zerstört. Schweigen lässt Wiederholung zu

Die Geschichte vom hebephilen Monster in der Familie

3. Kapitel - Schweigen zerstört. Schweigen lässt Wiederholung zu.

In meiner Lebenswelt gab und gibt es immer wieder Schweigen. Nein, nicht das Schweigen, um nachzudenken, sich zu besinnen oder um Worte zu finden. Der Mantel des Schweigens wird über all das gelegt, was nicht sein darf und doch geschieht. Über all die Dinge, die nicht so sind, wie sie sein sollten. Über das eigene Denken und die eigenen Gefühle. Über all die großen und kleinen Probleme im Alltag, in der Familie.

 

Schweigen, um dem anderen nicht weh zu tun, Konfrontation zu vermeiden, Wahrheiten und Unterschiede zu bedecken, um des Friedenswillen in der Familie. Die "heile" Familie steht über allem. Bis der letzte Tropfen, das Fass zum überlaufen bringt.

Nun vermischen sich all die ungesagten Worte und Gefühle mit dem Jetzt. Jetzt vermischen sich all die alten Geschichten mit der Geschichte im Jetzt. Jetzt verzerrt das Schweigen, die ehrliche Sicht auf die Handlungsweisen im Jetzt. Jetzt rächt sich, dass es selten ehrliche Worte gab. Das kritischen Auseinandersetzungen nicht mit Lösungen begegnet wurden. Das die Familie nicht wirklich ehrlich miteinander umgegangen ist. Schweigen, die Lösung war. Schweigen, die Akzeptanz aller Handlungen war. Egal wie furchtbar das für den Einzelnen in der Familie war. Egal wir schwerwiegend der Fehler war. Schweigen.

 

Ich wollte doch nur das BESTE

Der wiederholte Missbrauch eines Kindes, in der Familie, öffnet nun alle Schleusen. Bringt harte Wahrheiten an die Oberfläche und noch immer steht das Schweigen zwischen allen Familienmitgliedern. "Ich habe alles für die Familie getan. Ich wollte für alle doch nur das Beste. Doch vor allem kann man seine Kinder nicht beschützen. Das Leben geht seinen eigenen Weg"; sitzt meine Mann nun fassungslos da. Ich kenne dieses Gefühl der Machtlosigkeit sehr genau. Ich habe es selbst mehrfach erlebt. Doch auch ich bin fassungslos. Ich kann nicht glauben, dass nun noch immer Schweigen die Lösung ist. Über allen steht diese furchtbare Tat, die hätte verhindert werden können. Über allen steht die furchtbare Erkenntnis, das man Mitverantwortung trägt, weil man geschwiegen hat oder dem ersten Opfer nicht vertraut hatte. Dem Täter geglaubt hatte. 

 

Die heile Familie zerbricht. Es wird nie mehr wie früher sein. Sollte es wieder früher sein? Nein, dass möchte ich ganz bestimmt nicht mehr. Ich bin mir bewusst, dass nun endlich offen und ehrlich miteinander gesprochen werden sollte, damit die Familie irgendwann wieder zueinander finden kann. Für manches ist es viel zu spät. Es ist Vergangenheit und kann nicht mehr verändert werden. Doch klare Worte und klare Sichtweisen wie Kritik, könnten noch retten was zu retten ist. 

 

Verantwortung übernehmen

Die alten Verletzungen, die alten Fehler dürfen jetzt nicht mit dem Missbrauch vermengt werden. Jetzt geht es nur um den Missbrauch zweier Kinder. Es ist hart, den Missbrauch beider Kinder anzunehmen und zu wissen, dass der eigenen Schwester der Missbrauch nicht geglaubt wurde, die Geschwister über Jahre hinweg den vertrauensvollen Umgang mit dem Täter weiter gepflegt haben, niemand einen Gedanken daran verschwendet hat, wie furchtbar das für die Schwester gewesen sein muss. Wie sie sich gefühlt hat, welche Gedanken sie quälten, wie verloren und einsam sie in dieser heilen Familie doch war. Es ist nur schwer auszuhalten, wenn Geschwister und Mutter, dem Kind nicht vertrauen, ihm nicht glauben. Und doch tat die missbrauchte Schwester alles, um das Bild der heilen Familie zu wahren, was ich gut verstehen kann. 

 

Ich selbst habe, auch wenn ich wusste, dass meine Familie mir nicht glaubte, mich abschätzig bewertete, den Kontakt Jahrzehnte lang aufrecht gehalten. Trotz allem wollte ich dazu gehören. Es war doch meine Familie. Eine Familie, die mir weder Halt noch Vertrauen schenkte und doch war es meine Familie. Erst heute, weiß ich, dass die Trennung von der Familie, meine richtige Entscheidung war. Wo Missbrauch, egal welcher Art, hingenommen wird, da hat man keine Familie. Da wird man nicht geliebt. Da gehört man nicht hin! 

 

Die heile Familie

Ich lernte sehr schnell, dass Schweigen in der Familie ihres Mannes, die Lösung für alle Probleme war. Ich hatte lange versucht, dem Mann an meiner Seite zu bewegen, klar Stellung zu beziehen, klar aus zu sprechen was der dachte. Vergeblich. Ich lernte, dass mein Mann jeden Fehler seiner Kinder hinnahm, sie mit beiden Händen beschützte, selbst dann wenn er es gar nicht musste. Ich wusste, das jedes der Kinder eigene Sichtweisen hatte, kannte einige der Verletzung seiner Kinder. Wusste, dass jedes Kind für sich, nicht aussprach womit es haderte. Das jedes Kind, zu den auftretenden Problemen eine Meinung hatte, diese aber nie kund tat. Ich wusste, dass die Jüngste viele Fehler gemacht hatte. Sie war die Jüngste, die Missbrauchte, die über alle Stränge schlagende, die Wilde. Ihr deshalb nicht zu vertrauen, den Missbrauch  nicht zu glauben, ist damit nicht zu rechtfertigen!

 

Schweigen ist keine Lösung. Schweigen verstärkt all die Verletzungen, die ein jeder für sich hingenommen hat. Jeder in dieser Familie hatte Fehler gemacht, ganz normal. Niemand kann die schwere der Fehler bewerten, nur weil der andere damals so oder so gehandelt hat. Damals eine Entscheidung traf, die man selbst nicht akzeptieren konnte und kann. Das eine, hat mit dem anderen nichts zu tun. Das eine kann nicht die Verstärkung dessen sein, was man jetzt von der jüngsten (missbrauchten) Schwester erwartet.

Sie ist das erste Opfer! Es ist nicht ihre Aufgabe, so zu handeln wie Bruder und Schwester es gerade jetzt wieder erwarten.

Die heile Familie gab es nicht, wusste ich schon lange Zeit. Doch auch ich, passte mich an. Ich wollte meinem Mann, den Glauben an seine heile Familie nicht zerstören. Nun aber ist er zerstört und mir tut es sehr leid, für meinen Mann. Ich hätte ihm diese Erfahrung gern erspart. Doch der Missbrauch und der Umgang damit, das Verhalten seiner ältesten Tochter, zerstörte diesen Traum.

 

Zeit zu den eigenen Fehlern zu stehen

Das jetzt die missbrauchte Schwester keine Geduld mehr hat. Nicht mehr hinnimmt, dass mit ihr über Dritte kommuniziert wird, dass nicht umgehend mit ihr das Gespräch gesucht wurde, dass noch immer kein "es tut mir leid" von der Schwester kam, ist mir vollkommen klar. Wenn selbst an Weihnachten die Gelegenheiten nicht genutzt werden, muss sich niemand über das Verhalten der Schwester, gegenüber ihrer älteren Schwester, wundern. Auf der einen Seite um Hilfe bitten, wenn es zu einer Anzeige kommt und auf der anderen Seite Stillschweigen zu erwarten, ist unerträglich und macht mich fassungslos. An dieser Stelle wird das erste Opfer wieder missbraucht. Schweigen ist nicht die Lösung und schon gar nicht bei einem Thema wie Kindesmissbrauch. Nach mehreren Wochen Stille, ist es für ein offenes Gespräch, für ein "tut mir leid" viel zu spät. Die missbrauchte Schwester kann und will nicht mehr. Verständlicher Weise.

Nach wochenlangem Schweigen wundert man sich, dass die missbrauchte Schwester nicht mehr bereit ist für ein Gespräch, dass sie nur noch harte Worte für ihre Schwester findet. Da ist kein Mitgefühl und kein Verständnis für die missbrauchte Schwester, nur der Vorwurf zu ihrem Verhalten. Unglaublich. 

 

Ich kann das Verhalten der missbrauchten Tochter gut verstehen. Ich bin nicht verwundert über die Abfuhr die der älteren Schwester erteilt wird. Es war zu spät. An dieser Stelle sind einfach keine Erwartungen an ein erstes Opfer zu stellen! Dazu hat niemand das Recht. Als die missbrauchte Schwester vom Missbrauch erzählte, waren alt genug um zu begreifen. Doch niemand glaubte ihr den Missbrauch. All ihre Warnungen waren in den Wind geschlagen worden. Niemand machte sich Gedanken darüber, wie es für sie gewesen sein muss, den Täter noch in der Familie zu wissen. Schon wieder hält sich das Entsetzen am Missbrauch der Schwester in Grenzen. Hier fehlt es nach wie vor an Mitgefühl und Verständnis für sie.

Ich bin stark getriggert und verstehe die Welt nicht mehr. Ich kann nicht verstehen, wie man jetzt nicht endlich das Schweigen bricht. In der Familie offen ausspricht, was geschah und nun noch einmal geschehen konnte. 

 

Ich weiß sehr genau wie allein man sich fühlt, wenn die Wahrheit niemand wissen will. Ich weiß wie Scheiße es sich anfühlt. Das geht nicht vorbei,  nur weil jetzt ein neuer Missbrauch geschehen konnte. Der eigene Missbrauch und der Vertrauensbruch haften in der Seele, im Herzen. Natürlich tut der missbrauchten Schwester, der erneute Kindesmissbrauch auch weh, sehr sogar. Sie hatte es verhindern wollen. Deshalb hatte sie ihren Missbrauch gestanden. Da ist ihre Wut darüber, dass es geschehen konnte, weil man ihr nicht zugehört hatte, ihr nicht vertaut hatte. Und nun? Wieder soll sie funktionieren, wie es die Familie erwartet. Doch irgendwann ist Ende und ich kann das sehr gut verstehen.

 

Es ist an der Zeit, zu den eigenen Fehlern zu stehen.

Es ist an der Zeit, das Schweigen zu beenden.

Es ist an der Zeit, die eigenen Verantwortung selbst zu übernehmen! 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0