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Klaras Lebenswelten-Kindesmissbrauch in der Familie-Nichts mehr ist wie es war. Psychologische Fakten - Folgen von sexuellem Missbrauch & Therapienotwendigkeit

Psychologische Fakten - Folgen von sexuellem Missbrauch & Therapienotwendigkeit

VorwortWer (Eltern & Bekannte) diese Ausführungen gelesen hat und immer noch glaubt, das "Problem" selbst zu beherrschen, ohne therapeutische Hilfe, dem kann ich nicht helfen. Es sei an dieser Stelle gesagt, dass ich Opfer erleben konnte und von ihnen erfahren durfte, wie es sich ohne jede therapeutische Hilfe lebte und das "Leben" immer schlimmer wurde, es immer mehr Beeinträchtigungen wurden.

 

Bitte nehmt professionelle Hilfe an!

 

Sexueller Missbrauch setzt das Kind nicht nur traumatischen Erfahrungen aus, durch die seine sexuellen Gefühle und Vorstellungen in einer Weise beeinflusst werden, die seinem Entwicklungsstand und der Qualität seiner Beziehungen nicht entsprechen, sondern das Kind wird auch in seinem Vertrauen zutiefst erschütternd, wenn es entdeckt, dass eine Person, die es liebt und zu der es in einer lebenswichtigen Beziehung steht, es missbraucht und verletzt. Findet das Kind bei seinem Versuch sich mitzuteilen und sich dem Missbrauch zu entziehen zudem durch seine Umwelt keinen Glauben und keine Unterstützung, wird die ganze Situation noch verschärft.

 

Sexueller Missbrauch kann gravierende psychische Auswirkungen haben

Die grundlegende Missachtung des Willens des missbrauchten Kindes und die (fortgesetzte) Verletzung seiner körperlichen Integrität konfrontieren das Kind mit Gefühlen der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins. Auch in seinem Selbstvertrauen wird es zutiefst geschädigt, wenn es die Gefühle der Scham, der Schuld und der Wertlosigkeit als dem eigenen Selbst zugehörig verinnerlicht. Das gleichzeitige Zusammentreffen von körperlicher und seelischer Schädigung durch den sexuellen Missbrauch, des Verrats durch eine Vertrauensperson, der Hilflosigkeit und des Empfindens von Beschädigt- und Ausgestoßensein machen den sexuellen Kindesmissbrauch zu einem äußerst gravierenden traumatischen Erlebnis.

Wie die Folgen für die betroffenen Jungen und Mädchen langfristig aussehen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Nicht alle Kinder, die sexuell missbraucht wurden, entwickeln auffällige Symptome.

Fest steht: der sexuelle Missbrauch ist ein häufig traumatisches und damit lebensbestimmendes Ereignis.

 

Jedes Kind entwickelt entsprechend seiner Persönlichkeit und der Missbrauchssituation individuelle Reaktionen und Symptome. Die meisten Mädchen und Jungen, die sexuell missbraucht werden, fühlen sich schuldig und wertlos.

Das Erleben von sexuellem Missbrauch kann zu Bindungsunfähigkeit führen. Liebe und Sexualität werden verwechselt, weil gelernt wurde, dass sexuelles Verhalten belohnt wird. Somit wird Sexualität als Mittel eingesetzt, um Zärtlichkeit und liebevolle Zuwendung zu bekommen. Prostitution und aggressives sexuelles Verhalten können die Folge sein, aber auch das Vermeiden von intimen Beziehungen kommt vor.

Viele Kinder, die missbraucht wurden, fühlen sich stigmatisiert.

Sie glauben, an ihnen sei etwas, das zum sexuellen Missbrauch führt, in dem sie sich von anderen Menschen unterscheiden. Sie meinen, die einzigen Kinder zu sein, die in sexuelle Handlungen mit Erwachsenen verwickelt werden. Schuldgefühle, ein extrem niedriges Selbstwertgefühl und Selbstbestrafungstendenzen sind die Folge. Auch Suchtprobleme (Alkohol und Drogen), Essstörungen sowie Identitätsstörungen (Borderline-Syndrom) treten auf.

 

Ein schlimmes traumatisierendes Erlebnis ist der Verrat durch Vertrauenspersonen vor allem dann, wenn der Missbrauch innerhalb der Familie stattfindet. Dieser Verrat wird sowohl durch den Missbraucher selbst als auch durch enge Bezugspersonen begangen, von denen das Kind Schutz und Glauben des Geschehenen erwartet hätte. In einigen Fällen führt dieser Verrat zu einem tiefen Misstrauen gegenüber allen Menschen. Der Aufbau tragfähiger Freundschaften wird somit erschwert. Partnerprobleme treten verstärkt auf und Bindungsängste können die Folge sein.

 

Auch die Möglichkeit, ihre persönlichen Grenzen kennen zu lernen, wird missbrauchten Kindern verwehrt. Bei den von ihnen nicht gewollten sexuellen Handlungen müssen sie lernen, Übergriffe auszuhalten. Viele Missbrauchsopfer neigen daher später zu extremer Opferbereitschaft bis hin zur Selbstaufgabe.

 

Suizid ist nach Unfällen die zweit-häufigste Todesursache im Jugendalter. Im Jahr 2011 starben in Deutschland 130 15- bis < 20-jähr. männliche Jugendliche und junge Erwachsene durch Suizid, bei den weiblichen Jugendlichen und jungen Frau in dieser Altersstufe waren es 42. Bei den unter 15-jährigen starben 12 Jungen und 9 Mädchen durch Suizid Von vielen Suizidversuchen erfahren nur Beratungsstellen, Hausärzte oder sie bleiben gänzlich unbekannt.

 

Selbstverletzendes Verhalten (SVV). 

Unter Selbstverletzendem Verhalten (SVV) versteht man Handlungen, bei denen es zu einer bewussten Schädigung der Körperoberfläche kommt. Diese Handlungen sind sozial nicht akzeptiert und nicht suizidal intendiert. Selbstverletzung ist kein eigenständiges Krankheitsbild sondern tritt als Symptom einer psychischen Störung oder Erkrankung oder aber auch ohne begleitende komorbide psychiatrische Erkrankung auf.

Jugendliche mit psychischen Störungen oder Problemen haben ein besonders hohes Risiko selbstverletzendes Verhalten zu entwickeln. Neben Erkrankungen - wie Depressionen, Ess- Zwangs- oder Angststörungen - können auch mangelndes Selbstwertgefühl, die Unfähigkeit, Gefühle auszudrücken und schwach ausgeprägte Selbstregulierungskräfte ursächlich sein.

 

Selbstverletzendes Verhalten: Wie sich Jugendliche selbst helfen können

Jeder Jugendliche, der dazu motiviert ist, sollte mit Hilfe eines erfahrenen Therapeuten selbst herausfinden, wie er SVV überwinden kann. Jugendliche, die ihren Drang nach Selbstverletzung hinter sich gelassen haben, berichten von den verschiedensten Methoden, die sie dabei unterstützt haben, sich nicht ernsthaft zu verletzen, z.B.: Sportliche Betätigung (v.a. Jogging),Eiswürfel in der Hand halten, auf Bett oder Kissen einschlagen, Gefühle kreativ umsetzten, z.B. malen oder mit Ton arbeiten, nach draußen gehen und schreien, einen Freund/in, den Therapeuten oder eine Seelsorge (www.nummergegenkummer.de) anrufen, Vermeiden, alleine zu sein, einen Freund besuchen, einkaufen gehen usw., ein warmes/kaltes Bad nehmen, warm oder kalt duschen, Entspannungstechniken, laut singen, Tagebuch schreiben... .

 

Selbstverletzendes Verhalten: Wie Eltern helfen können

Wenn Eltern einen Verdacht haben, sollten sie möglichst zeitnah einen Kinder- und Jugendpsychiater oder –psychotherapeuten aufsuchen, um sicherzugehen, dass ihr Kind rasch Hilfe erhält. Eltern sollten nicht gegen ihr Kind arbeiten, sondern mit ihm und das Gespräch suchen. Dabei sollte es zunächst nur um die Empfindungen der Jugendlichen gehen. Ihre Probleme und Sorgen sollten ernst genommen werden und Eltern sollten ihren Kindern Anteilnahme und Verständnis zeigen. Wichtig ist dabei SVV als (wenngleich auch dysfunktionale) Copingstrategie zu begreifen und nicht als bizarre Angewohnheit.

Bezugspersonen sollten ruhig bleiben und ihre Gefühle unter Kontrolle haben. Für Eltern ist es dies oft sehr schwierig, insbesondere wenn es bereits viele Auseinandersetzungen gegeben hat oder wenn Eltern zu besorgt sind. Deshalb ist es in vielen Fällen sinnvoll, dass auch Eltern sich Rat und Unterstützung holen.