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Klara Regenbogen - Die Geschichte vom hebephilen Monster in der Familie - 6. Kapitel - Das Geheimnis bleibt kein Geheimnis. Schweigen

Die Geschichte vom hebephilen Monster in der Familie

6. Kapitel - Das Geheimnis  bleibt kein Geheimnis. Schweigen.

November 2019.

Wieder ist es ein Anruf unserer jüngsten Tochter, der uns den hebephilen und wiederholten Missbrauch offenbarte. Den Missbrauch unserer Enkeltochter mitteilte. Wieder war es ihre Verständnislosigkeit, die uns tief im Herzen traf. Nein, dieses mal ging es nicht um sie selbst. Ein Enkelkind, das Kind der älteren Schwester, war missbrauch worden. Jetzt gab es 2 Opfer in der Familie. Damit war für mich klar, jetzt ging es um die Tochter und die Enkeltochter! Beide waren vom selben Monster missbraucht worden. Beide teilten nun diese hässlichen und traumatischen Erfahrungen. Der Unterschied bestand nur im Alter, mehr nicht. Missbrauch bleibt Missbrauch, egal wie alt das Opfer ist. Doch das wurde in der Familie nicht wahrgenommen. Anders ist das, was jetzt in der Familie passierte, nicht zu erklären.

Ein Geheimnis, dass kein Geheimnis war

Das Geheimnis dieses erneuten Missbrauchs sollte ein Geheimnis bleiben. Niemand in der Familie sollte es wissen und schon gar nicht Oma und Opa. Doch das Geheimnis war schon lange kein Geheimnis mehr. Die Tochter der älteren Schwester, hatte sich ihrer Cousine anvertraut, lange bevor es die Eltern wussten. Die beiden Kinder verband nun ein schreckliches Geheimnis. Die Cousine konnte diese Last nicht allein tragen und vertraute sich ihrer großen Schwester an. Es ist unklar wie lange die drei Kinder, das Geheimnis verwahrten, bevor ein Schulausflug, den Missbrauch an das Tageslicht holte. 

Auf dem Schulausflug, vertraute sich die Enkeltochter einem falschen Freund an, der es umgehend verbreitete. Unsere Enkeltochter verbarrikadierte sich daraufhin auf der Toilette. Die Lehrer informierten dann die Eltern, die sie dann abholten. Jetzt erfuhren sie vom Missbrauch durch den Onkel, durch das hebephile Monster. Natürlich waren sie fassungslos, geschockt und voller Selbstvorwürfe. Doch das entbindet sie nicht von der Verantwortung die sie für den weiteren Verlauf und den Umgang in der Familie mit dem Thema, trugen und tragen.

Dieses Verhalten macht mich bis heute fassungslos.

 

Wie war das damals? Bitte schweige!

Die Eltern des Enkelkindes setzten sich nun nicht in das Auto, um zur (missbrauchen) Schwester der Mutter zu fahren. In einem direktem Kontakt ihre Fragen zu klären, aber dadurch auch zu zeigen, dass sie nun den erfolgtem Missbrauch der Schwester anerkannten. Es erfolgte kein Anruf der älteren Schwester bei ihrer jüngeren Schwester. Nein! Der Partner der älteren Schwester griff zum Telefon und rief seine Schwägerin an. Ihm ging es nur darum, zu wissen was damals geschehen war. Er bat um Hilfe der Schwägerin, sollte es zu einer Anzeige kommen. Darüber hinaus bat er sich absolutes Schweigen aus. Niemand sollte es erfahren.

 

Die jüngste Tochter, selbst Opfer, konnte dieses Schweigen nicht einhalten. Es war unmöglich. Zu furchtbar. Das was sie hatte verhindern wollen, war nun furchtbare Realität geworden. Alle ihre Erinnerungen und Gefühle waren wieder da. Auch die, die sie daran erinnerten, dass ihr niemand geglaubt hatte. Und nun sollte wieder geschwiegen werden. Unglaublich. So wie damals, als sie ihren Missbrauch gestanden hatte und ihr niemand geglaubt hatte. Nur nur ihr Vater. Nur wir. Sie rief ihren Vater an.

 

November.

 

Die heile Welt der Familie

Ende November, für ein Wochenende war die älteste Tochter mit ihren Kindern bei uns zu Besuch. Nichts, aber auch gar nichts, war zu bemerken. Ein ganz normaler Besuch. Es wurde heile Welt gespielt. Kein, Papa komm wir gehen mal um die Ecke, ich muss dir was erzählen. Nichts. Doch ich spürte, dass die Enkeltochter sich verändert hatte. Sie war nicht mehr das Kind was ich kannte. Sie hatte ihre Unbeschwertheit verloren. Sehr irritiert war ich bei einem Achtsamkeit-Kartenspiel, bei dem es Fragen zu beantworten galt, die das Glück bringen. Die Enkeltochter bezog sich fast ausschließlich auf ihre "Familie", wie sie ihre Freunde nannte. Beide Kinder überraschten mich aber sehr positiv, mit unglaublichen Antworten/Ansichten/Sichtweisen. Wunderbar. Nichts ließ bemerken, dass der Missbrauch geschehen war und die Familie mehr als ein Problem hatte. 

Als sie gefahren waren, musste ich mir Luft machen. Es tat so weh und ich konnte auch den Schmerz des Vater sehen, dem schon hier klar wurde, dass seine älteste Tochter kein Vertrauen zu ihm hatte. Ihn im Glauben ließ es wäre nichts passiert.

 

Schweigen

Es vergehen die Wochen. Das Schweigen bleibt. Weder Vater noch die jüngste Tochter können es verstehen. Alle belastet es. Alle wissen was passiert ist und können nicht miteinander darüber sprechen. Alle müssen darauf achten, dass sich niemand in einem Gespräch mit dem Sohn verplappert. Er wusste noch nichts. Er würde bei einem Besuch seiner Schwester Ende Januar, so hofften wir alle, von dem Missbrauch erfahren. 

 

Das Schweigen ist unerträglich und belastet alle. Weihnachten naht in schnellen Schritten heran. Schweigen.

Weihnachten und Silvester sind da und es kommen liebe Grüße per Whatsapp. Ganz normal. Das Schweigen bleibt. Es tut weh und es zerreißt uns fast. Wir machen uns Sorgen. Sorgen um die ältere Tochter und das Enkelkind. Sorgen um die jüngere Tochter und ihre Kinder. Wie verkraften sie diese Situation, diese furchtbare Erfahrung, haben sie Hilfe, wie geht es ihnen wirklich ... ??? Keine unserer Fragen fand eine Antwort.

Was sollten wir tun? Was konnten wir tun? Wir konnten nichts anderes tun, als das Schweigen der ältesten Tochter zu akzeptieren und zu respektieren. Sie wollte nicht mit uns reden und wir konnte sie nicht zwingen. Das Schweigen blieb unerbittlich. 

 

Ich konnte nicht mehr. Für mich konnte erst Weihnachten sein, als ich einen Brief an die ältere Tochter geschrieben hatte. Ich schrieb von meinen Fragen, Gefühlen, Gedanken und Sichtweisen. So konnte ich mich auf Weihnachten einlassen, für eine winzige Zeit, diese furchtbaren Ereignisse ausblenden, auch wenn ich den Brief nicht abgeschickt habe. Ich wusste, ich würde ihn noch mehrfach bearbeiten, überarbeiten, prüfen, meine Gedanken reflektieren. Ich wusste, dass ich diesen Brief versenden würde. Spätestens bevor wir unseren Sohn im Februar besuchen würden. Ich konnte nicht schweigen.

 

Februar.

Das Schweigen ist unerbittlich. Es tut weh. Es zerstört uns. Es zerstört Vertrauen. Es zerstört die Familie. Mein Brief ist abgesendet. Ich kann und will nicht mehr schweigen.

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