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Klaras Lebenswelten - Die Geschichte vom hebephile Monster in der Familie - 9. Kapitel - Ich breche das Schweigen

Die Geschichte vom hebephilen Monster in der Familie

9. Kapitel: Ich breche das Schweigen - 1. Brief

Vorwort

Es sind fast 3 Monate vergangen und das Schweigen steht immer noch über uns. Ich bin psychisch nicht in der Lage Gespräche auszuhalten. Ich kann aber meine Gedanken klar in Texten aufschreiben. Deshalb rede ich in dem ich schreibe. Jeder der diesen Brief nun liest, kann nun entscheiden was er in meinen Worten liest, was er selbst hinein liest oder lesen möchte. Dafür trage ich keine Verantwortung, denn es sind nicht meine Gedanken. Meine Gedanken stehen schwarz auf weiß in meinem Brief. 

Ich habe meinen Brief, seit Weihnachten, mehrfach überarbeitet, Worte gedreht und ja, sogar meine Therapeutin hinzu gezogen. Ich wollte, dass meine tiefe Betroffenheit, aber auch meine Gefühle und Sichtweisen, klar zum Ausdruck kommen. Vorwürfe und Schuldzuweisungen waren nicht mein Anliegen. Erst nach einem Therapiegespräch entschied ich mich dafür, diesen Brief an alle Kinder zu versenden, alle in der Familie in die Verantwortung zu nehmen und um jeden die gleiche Information zu geben. So wollte ich verhindern, dass meine Worte verdreht werden. Sicher stellen, dass alle den Inhalt des Briefes kennen und ich nicht zum "Monster" erklärt würde. Das war eine gute und richtige Entscheidung, wie sich später heraus stellte.

Liebe ... (älteste Tochter) und ... (weiter Anrede an allen Kinder und Partner),

Mein Band der Zurückhaltung und Toleranz ist gerissen. So greife ich nun zum Schreiben, an euch alle. Ich will meine Gedanken an euch weitergeben, kann aber einem Gespräch, psychisch nicht standhalten. Es wird sicherlich kein kurzer Brief, da gerade mein Gedankenpool völlig überquillt. Für die jetzige Situation, für den Missbrauch von .... , sind wir alle verantwortlich. Denn wir allen haben geschwiegen und damit das Verhalten des hebephilen Monsters toleriert und ihm die Gelegenheit der Wiederholung gegeben.

Ich übernehme MEINE Verantwortung und schreibe euch was ich denke. Auch euer Vater bekommt diesen Brief unvorbereitet. Mehr kann ich nicht tun. Es ist eure Entscheidung, ob ihr meine Zeilen lest oder eben nicht. Ich würde mich aber sehr freuen, wenn ihr sie lest.

 

Wir haben bisher jedes Jahr, wenigstens an Weihnachten, gemeinsam am Feuer gesessen. Inzwischen gehört wohl diese Zusammenkunft der Vergangenheit an. Die Familie ist weit von einander entfernt bzw. sind auch Prioritäten anders gewählt. Ich selbst weiß momentan nicht, ob ich es überhaupt noch will, weil es diese heile Familie nicht gibt, die da ums Feuer gesessen hat. Wir sind als Familie nicht in der Lage, einander zu vertrauen. Nicht in der Lage ein, zum Himmel schreiendes Thema, gemeinsam zu bewältigen. Warum sollten wir dann an Weihnachten zusammensitzen? Wenn eine Familie in Sorgen und Nöten nicht gemeinsam beisammen sein kann, dann kann sie es auch nicht in Freude und Glück.

 

Der Mann deiner Schwester und ich sind, wenn es darauf ankommt, immer die Nebendarsteller. Aber vielleicht sind es gerade wir, die mit unseren Erfahrungen Dinge genauer und realistischer sehen. Wir haben keine „sorglose“ Kindheit erlebt und haben in unserem Leben mehrfach tief in die Scheiße gegriffen. Das hat uns zu den Menschen gemacht die wir sind. Aber der eine wird als dumm hingestellt und ich werde beständig zum Schweigen, zur Zurückhaltung angehalten und bin die, die immer nur von Therapie spricht. Niemand von euch hat Erfahrungen mit therapeutischer Hilfe, aber alle wisst ihr, dass sie unnötig ist. Leider. Nun ist Schluss und heute schreibe ich euch.

 

Es gibt ein unglaubliches Thema in der Familie das einfach totgeschwiegen wird. Ein Pädophiler/Hebephiler, er missbraucht Kinder. Er hat in unserer Familie deine jüngere Schwester und jetzt deine Tochter missbraucht.

Das dieses Monster deine Schwester missbraucht hat, steht und stand immer zwischen uns allen. Es ist das Eine, die Schwester zu beurteilen, ja auch abzuwerten. Aber das Andere, ihr kein Vertrauen entgegen zubringen, ihren Missbrauchserfahrungen keinen Glauben zu schenken. Ihre Worte völlig in den Wind zu schlagen. Ich weiß selbst sehr genau, wie es ist, wenn man da steht und niemand glaubt einem seine unglaubliche Geschichte. Es tut im Herzen weh und verletzt die Seele tief. Es hinterlässt schwere Wunden und ist ein unheilbarer Vertrauensbruch. Es ist schlimm, wenn nicht einmal die Familie dem Missbrauchsopfer glaubt.

Aus diesem Grund schweigen die Opfer und die Täter haben die Macht. Aus diesem Grund bleibt der pädophile Missbrauch in der Familie, sehr oft, viele Jahre/Jahrzehnte unentdeckt und meistens strafrechtlich nicht verfolgt. So auch in unserer Familie. So konnte es nun zum Missbrauch von deiner Tochter kommen.

 

Als deine jüngere Schwester die ersten Missbrauchserfahrung machte war sie, wie deine Tochter, ein unberührtes Kind. Ich glaube, das Monster hat ganz bewusst deine Schwester gewählt. Er hat sich das Kind gesucht, dem niemand eine Missbrauchserfahrung glauben würde und er hatte vielfache Gelegenheiten, für seine Übergriffe. So wie andere Pädophile auch, war er im Familienmiteinander überhaupt nicht auffällig, half bereitwillig, faste tatkräftig beim Hausbau an, spielte und lachte mit der Familie. Seine Tarnung war perfekt. Er schaffte Vertrauen und Abhängigkeiten. Nichts, überhaupt nichts, lies auf sein wahres Gesicht schließen.

 

Deine Schwester war ein Kind und niemand wollte damals wissen, warum Onkel ... nicht mehr in ihrem Zimmer schlafen sollte. Niemand konnte sich vorstellen, dass etwas ungeheuerliches im Kinderzimmer geschah. Nichts wurde verändert, also musste sich deine Schwester mit diesem Übergriffen irgendwie abfinden. Was sollte sie tun? Was konnte sie tun? Warum machte ihr lieber Onkel so etwas? Sie konnte sich das Verhalten des Onkels weder erklären, noch sich dagegen wehren. Niemand würde ihr glauben und dann würde es bloß wieder Ärger geben. Also blieb es ihr Geheimnis. Vielleicht (ich bin mir sicher) war sie genau deshalb später, so wie sie war. Das wäre normal, für ein junges Mädchen, dass in der Kindheit Missbrauchserfahrungen sammeln musste.

 

Erst der Ferienaufenthalt von ..., in Berlin, offenbarte den pädophilen Missbrauch. Es geschah genau das, was deine Schwester als Kind schon vermutete. Ihr glaubte weder der Bruder, die Schwester, noch die eigene Mutter. Die Familie selbst, glaubte nicht dem Opfer und schützte den pädophilen Täter. Das ist die grausame Wahrheit. Ihr Beide, ... und ..., habe eurer Schwester nicht nicht ein Wort geglaubt, obwohl ihre Reaktion so überaus heftig war. Doch eine Mutter reagiert nicht so heftig, jagt ihrer Tochter nicht Angst und Schrecken ein und trennt sie vom geliebten Onkel, wenn es nicht einen triftigen Grund dafür gibt.

 

Eure Schwester rief ihren Papa damals völlig fassungslos und unter Tränen an. Sie wollte doch nur Gutes und wurde dafür bestraft. Papa hörte sich fassungslos alles an. Wir waren völlig schockiert, von dem was er da gerade erfuhr. Er vertraute seiner jüngsten Tochter! Wir glaubten an die Wahrheit ihrer Missbrauchserfahrungen und konnten euer Verhalten nicht verstehen. Wir haben versucht mit euch, zu reden. Wir wurden sehr nachdrücklich abgebügelt: „wer weiß ob sie es nicht selbst gewollt hat, so wie sie in der Zeit drauf war...“ und „ich glaube nur meinen eigenen Erfahrungen...“.

 

Wir haben eure Entscheidung akzeptiert, uns nicht eingemischt. Das war unser gravierender Fehler. Wir hätten sehr nachdrücklich mit euch reden müssen. Wir haben es nicht getan. Der Familienfrieden war uns und eurer missbrauchten Schwester wichtiger, als eine Auseinandersetzung mit euch, zum hebephilen Missbrauch durch Onkel ... . Eine Auseinandersetzung hätte, ganz sicher, nichts geändert. Um des Friedens willen, haben wir akzeptiert, dass das Monster weiterhin der liebe Onkel war und in euren Familie, im vertrauensvollen miteinander, eingebunden war. Wir konnten nichts anderes tun, als auf eure Weitsicht, eure Achtsamkeit und euren Verstand, zu vertrauen. Darauf, dass sich der Missbrauch nicht wiederholen würde. Im Hintergrund lauerte die Angst, die wir ausgeblendet haben.

 

Nun ist es zu spät.

 

Diese Monster hat seine hebephilen Gelüste an deiner Tochter gestillt. Das tut so weh und macht mir so große Angst um das Enkelkind, wie auch um dich, als Mutter. Dieses mal hat es ein Kind getroffen, das genug Vertrauen hatte, sich an ihre Eltern zu wenden. Niemand zweifelt an ihrer Unschuld und es wird alles getan, damit sie es gut verarbeiten kann. Ein Glück.

 

Doch wie mit dem Thema in unserer Familie umgegangen wird, macht mich fassungslos. Euer Verhalten liebe ältere Tochter/Partner ist Verantwortungslos und Empathielos. Es wird wieder totgeschwiegen, zum dritten Mal. Das ist unnöitg, nicht auszuhalten und ich habe dafür kein Verständnis. Ich kann und will nicht schweigen!

 

Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, wäre jetzt der Zeitpunkt, endlich auf deine jüngere Schwester zu zugehen, sie in den Arm zu nehmen und leise „tut mir leid“ zu sagen. Ihr gegenüber Mitgefühl zu zeigen, ihr zu zeigen, dass du bereust ihr nicht vertraut zu haben. Das ändert nichts an den Übergriffen auf dein Kind, ist aber gegenüber deiner Schwester, für mich, die notwendige Anerkennung als Opfer. Sie hat genau so, wie jetzt dein Kind, gelitten. Im Gegensatz zu deinem Kind, konnte sich deine Schwester gegenüber ihren Eltern nicht öffnen. Jetzt ist es an der Zeit das offen und ehrlich einzugestehen und sich zu entschuldigen!

 

Darüber hinaus, muss auch dein Bruder mit den furchtbaren Tatsachen konfrontiert werden. Es ist für mich unhaltbar, ihn unwissend zu lassen. Soll unser jüngstes Enkelkind das nächste Familienopfer werden? Nein, liebe älteste Tochter, ich kann nicht verstehen, was gerade in deinem Kopf vorgeht. Dein Verhalten ist unhaltbar.

 

Wieso bitte, ruft dein Mann deine Schwester an und stellt die Nachfragen zu ihrem Missbrauch? Dein Mann, nicht du selbst, erzählt vom Missbrauch an deiner Tochter und fragt nach. Fassungslos macht mich, dass ihr deine Schwester um Stillschweigen bittet. Auf der einen Seite wollt ihr Hilfe und Unterstützung. Auf der anderen Seite ist ein Gespräch zwischen Schwestern nicht möglich? Warum soll deine Schwester nun schon wieder schweigen? Warum soll es nun schon wieder niemand wissen? Es ist grausam zu erwarten, dass deine Schwester zum dritten Mal, allein, mit dem Thema klar kommen soll. Das ist eine Zumutung!

 

Ich bin sehr froh, dass deine Schwester dieser Bitte nicht gefolgt ist und sich ihrem Vater anvertraut hat. Er war total schockiert, wollte es allein tragen, doch es war unmöglich. Die furchtbaren Informationen schrien zu laut in ihm drin, so dass ich seine Angst, seinen Unmut, seine Hilflosigkeit heftig spüren konnte. Er konnte es mir nicht verschweigen. Seit Ende November, nach deinem Besuch, steht das Thema und dein Schweigen über uns. Unglaublich aber wahr.

 

..., du hast im November endlich mal Zeit gefunden nach Dresden zu kommen, für ein kurzes Wochenende. Nichts, aber auch gar nichts, deutete darauf hin, dass etwas furchtbares passiert war. Heute ist mir sehr klar, was ich da spürte, was mich so berührte, im Verhalten und Denkweisen deiner Tochter. Ich habe gespürt, dass sie nicht mehr das unbeschwerte Kind war, die ich kenne. Leider hast du keine Gelegenheit gesucht, mit deinem Vater zu reden. „Kein, Papa komm wir gehen mal um den Block...“. Es wäre so einfach gewesen. Das zeigt mir sehr deutlich, dass du kein Vertrauen in den Mann hast, der immer für seine Kinder da ist, der seinen Kindern immer vertraut und sie stets beschützt. Auch dann, wenn er es gar nicht muss.

Nein, du hast heile Welt gespielt. Du hast uns sehr weh getan, uns verletzt mit deinem Verhalten. Das müssen wir nicht haben. Es ist schrecklich, in eine fröhliche Fassade zu blicken, wenn da hinter die Welt in Trümmern liegt. Das ist Schauspielerei und Unehrlichkeit. Maskerade ist etwas, was ich überhaupt nicht vertrage. Was vollkommen unnötig ist! Damit ist weder deiner Schwester, deiner Tochter, noch der ganzen Familie geholfen.

 

Für mich konnte erst Weihnachten werden, als ich meine Gedanken zu diesem Thema, in Zingst, aufgeschrieben hatte. Erst danach konnte ich das Thema, für eine Weile, blocken und so eine für mich erholsame Zeit, am Meer verbringen.

Weihnachten, eine gute Gelegenheit auf deine Schwester zu zugehen. „Naja, vielleicht ruft ja meine Schwester noch an, wann wir uns treffen“, hast du mir fröhlich mitgeteilt. Mir verschlug es echt die Sprache. Hast du wirklich geglaubt deine Schwester würde dich anrufen? Ich wäre gar nicht auf die Idee kommen, dass meine Schwester anrufen würde. Du setzt sogar noch einen drauf. Die Kinder verbringen einen gemeinsamen Tag, ohne jeden Kontakt, ohne ein einziges Wort, von Mutter zu Mutter, von Schwester zu Schwester. Das ist es unglaublich! Dafür habe ich kein Verständnis. So geht das nicht!

 

Liebe ..., die Vogel Strauß Methode hat noch niemals geholfen. Sie zerschlägt nur noch mehr Porzellan, als ohnehin schon kaputt gegangen ist. Traust du uns wirklich nicht zu, respektvoll und sorgsam mit dem Thema umzugehen? Hast du so wenig Vertrauen? Hast du wirklich Angst jemand würde, deinen Worten nicht glauben oder dich demütigen? Das kann echt nicht sein. Du könntest Menschen finden, die dich lieben, dir vertrauen, dir Halt und Mitgefühl entgegenbringen. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Miteinander reden, ändert nicht die furchtbare Situation, doch es erleichtert die Seele. Wir sind doch eine Familie oder doch nicht?

 

Ist es wirklich so unheimlich schwer, auf die Schwester zu zugehen, Verantwortung zu übernehmen und zu den eigenen Fehlern zu stehen? Es war immer so leicht, die kleine Schwester zu beurteilen. Jeder Mensch macht Fehler. Sie sich selbst und dem anderen gegenüber eingestehen, sich zu entschuldigen, nimmt ein großes Stück Ballast von der Seele und aus der Situation. Mit deiner Schwester darüber zu reden, wäre für euch Beide gut. Glaubst du nicht, dass deine Schwester eine gute Zuhörerin wäre, mit Mitgefühl und Verständnis? Ich glaube es ganz sicher, denn sie kann es am besten verstehen.

 

Es ist für mich einfach unverantwortlich alle zum Schweigen zu verdonnern. Das ist nicht auszuhalten. Alle, die es wissen, machen sich Sorgen. Alle können deine derzeitige seelische Belastung mitfühlen, alle sind tief getroffen. Alle haben ein schlechtes Gewissen, weil sie über das furchtbare Ereignis nicht offen reden können, weil Stillschweigen verlangt wird. Es ist deine Entscheidung! Du musst damit NICHT allein klar kommen und heile Welt spielen.  

Es ist für, alle die es wissen, schwer gegenüber deinem Bruder Stillschweigen zu halten. Mit ihm in Verbindung zu stehen im Wissen, dass er Unwissend ist und man aufpassen muss, sich nicht zu verplappern. Das ist ein Scheiß-Gefühl. Das macht mich Fassungslos. Es macht mich unendlich traurig zu spüren, wie verletzt und enttäuscht, aber auch wie besorgt, Papa ist. Damit ist nun Schluss.

 

Ist das Familienmiteinander, dass auch du immer so hoch gehalten hast, überhaupt vorhanden oder nur ein Trugbild, welches du gerade herunter reißt? Familie heißt miteinander Freud und Leid teilen, einander zu vertrauen. Doch genau dass, torpedierst du gerade heftig. Du brichst unser Vertrauen. Für mich ist das kaum auszuhalten. Ich kann es einfach nicht verstehen, wie eine sonst so taffe, verantwortungsbewusste, selbstsichere und selbstbewusste Frau, so handeln kann. Nein, da bröckelt für mich eine Fassade, deine Fassade liebe Tochter.

 

Es ist der unglaublich starken Psyche deiner Schwester zu verdanken, dass sie weder als Kind, noch damals als es um ihre Tochter ging, nicht zerbrochen ist. Ihre Psyche hat einen Schutzschalter ausgelöst und die Mißbrauchserfahrungen dissoziiert. Sie hat die Emotionen von den Handlungen getrennt. Nur so ist es möglich, das Menschen schwere traumatische Erlebnisse „unbeschadet“ überleben können, darüber sprechen können und ihr eigenes Leben meistern können. Ein Glück für sie, dass mich sehr freut, denn ich weiß wie es ist, wenn dieser Schutzschalter nicht funktioniert, denn ich habe ihn leider nicht. 

 

Ich habe Angst, liebe Tochter. Angst um dich, wie um unser Enkelkind und ich hoffe sehr ihr habt BEIDE psychologische Hilfe.

Wir haben doch alle Mitgefühl und Angst, um euch. Jedem von uns ist bewusst, deine Seele schreit gen Himmel, ganz sicher. Du musst stark sein für deine beiden Kinder. Bist du auch stark genug für dich selbst? Kannst du, trotz allem, für dich selbst sorgen? Oder zerbrichst du gerade, zwischen Angst und Sorge um die Kinder, sowie deinen eigenen Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen? Manchmal ist es der letzte Tropfen, der ein Fass zum überlaufen bringt und das macht mir höllische Angst, denn ich kenne es nur zu gut, aus eigener Erfahrung.

 

Ich glaube es ist uns allen bewusst, wenn eine Anzeige erfolgt, was ich stark hoffe, kann es zur Vernehmung aller Familienmitglieder kommen. Schon aus diesem Grund ist dein Verhalten unhaltbar. Wie sitzen alle im selben Boot!

 

Es geht nicht um Schuld! Nein! Schuld am Missbrauch trägt nur eine Person. Das hebephile Monster! Du trägst, wie wir alle, Verantwortung. Dieser Verantwortung musst du dich stellen.

 

Es geht nicht darum, das Fehlverhalten hoch zu puschen oder auszuteilen. Es geht um Vertrauen!

Natürlich ist es schwer, sich eigene Fehler zuzugestehen, aber es sollte möglich sein. Deine Schwester kann nichts dafür, dass dieser Missbrauch ein zweites Mal erfolgen konnte. Es reicht eine Umarmung und ein leises „tut mir unendlich leid“ schon aus. Einfach ein kleines Zeichen für den Menschen, den du und dein Bruder, so tief verletzt habt. Es ist doch so einfach. Man teilt und trägt gemeinsam. Das ist Familie, wenn sie denn funktioniert, denke ich. Aber vielleicht bin ich anders. Fühle ich anders. Denke ich anders. Vielleicht.

 

Wir könnten eine gute Familie sein. Eine Familie die sich vertraut und füreinander da ist. Das es nicht immer funktioniert oder manchmal auch ein Brief hilft, hat die Operation von Papa gezeigt und es darf sein. Es hat sich, für mich einiges geändert. Dafür bin ich sehr dankbar. Es ist wunderbar wie nah und mittendrin ich, bei deine beiden Geschwistern, sein darf. Es ist wunderbares Vertrauen untereinander da. Wir alle verändern uns, vieles gerade in Bezug auf deine jüngere Schwester, hat sich überaus positiv für mich verändert. Das ist herrlich.

Manche Prioritäten verrutschen, leider nicht immer in die positive Richtung. Wir als Opa und Oma müssen nicht alles wissen, müssen nicht jeden Monat von den Kindern Besuch bekommen, müssen nicht jede Woche telefonieren. Aber wenn beständig für andere Zeit ist, niemand anruft, andere die Familie öfter sehen, wie der Vater, dann stimmt da irgendwas nicht. Ich glaube du hast gar nicht bemerkt, wie du dich immer weiter von der Familie entfernt hast, wie du uns aus deinem Leben ausgeschlossen hast.

 

Das sich das Leben schlagartig ändern kann, dass auf einmal unsere Familienzeit deutlich begrenzt sein könnte, haben wir in diesem Jahr alle erlebt. Wir hatten Glück. Morgen kann es anders sein.

Ich möchte meine Zeit nicht mit Maskeraden, Heile-Welt-Spielen und Totschweigen verbringen. Das kann und will ich nicht mehr. Ich möchte ein ehrliches und offenes Miteinander. Ich bin wie ich bin und ich sage was ich denke, egal ob es allen gefällt oder auch nicht. Ich werde auch nicht mehr alles akzeptieren. So ist für mich klar, dass ich nicht schweigen werde.

 

So nun bin ich am Ende. Dies sind meine Gedanken.

Von Herzen Eure Heike  

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