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Klaras Lebenswelten - Die Geschichte vom hebephilen Monster in der Familie - 2. Kapitel: Auf der Suche nach Antworten

Die Geschichte vom hebephilen Monster in der Familie

2. Kapitel - Auf der Suche nach Antworten

Als ich im November vom Missbrauch unserer Enkeltochter erfuhr, war ich fassungslos. Ich hatte Fragen über Fragen und keine Antworten. Es war in unserer, bis dahin heilen, Familie passiert. Bei unserer Tochter, die so überaus sorgsam und bedacht war, in der Kindererziehung.

Warum ein pädophiler Übergriff auf unsere Enkeltochter. Sie war doch kein Kind mehr, sie war doch schon ein Teenager? Wie schaffen es solche Männer, sich dem Kind so zu nähern, ohne das es auch nur einen Anhaltspunkt gab? ...

 

Ich ging auf die Google-Suche und fand Antworten. Fand Antworten, die durch unsere Erfahrungen bestätigt wurden. Wurde auf das ungeheuerliche Tabu aufmerksam, dem Thema Kindesmissbrauch gegenüber und den gängigen Klischees die auch ich damit verband. Ich erfuhr, dass Pädophilie eine sexuelle Neigung/Krankheit ist, die nicht heilbar ist, aber behandelbar ist und die sexuelle Zuneigung zu Kindern in verschiedene Altersgruppen betrifft.    

 

Sexueller Kindermissbrauch, ist in den Medien, wenn es ein besonders auffallender Tatbestand ist oder auch im kirchlichen Bereich. Aber das er ein alltägliches Phänomen in Deutschland ist wird verleugnet und totgeschwiegen. Laut BKA (06.06.2019) wurden im Jahr 2018 täglich 40 Kinder sexuell missbraucht. Solche Straftaten werden in der Mitte der Gesellschaft begangen. Das sind natürlich nur die Fälle, die strafrechtlich verfolgt wurden. Die meisten Delikte passieren hinter verschlossenen Türen, in der Familie, mitten unter uns, oft Jahre- oder Jahrzehntelang. Viele Täter blieben unentdeckt. Man geht davon aus, dass die Opfer sexueller Traumatisierungen, die oft lebenslang unter den Folgen leiden, meist keine Strafanzeige erstatten und das Erlebte zum Teil erst sehr spät anderen Menschen anvertrauen. (Berichteten u.a. die Taz, Die Zeit, Die Welt und sogar die Tagesschau im Juni 2019) Kein Aufschrei aus der Politik, keine Erhöhung des Budget für den Kampf gegen Missbrauch, keine Aufklärungskampagnen. Eine Nachricht, ein Bericht und dann folgte wieder das Schweigen, die stille Toleranz! 

 

Es gibt viele Internetseiten, die gefüllt sind mit Hinweisen, wie man sein Kind schützen kann und wie Pädophile Täter vorgehen. Der Mann hinter der Hecke, der Kinder missbraucht, ist prozentual der geringere Anteil.  In den meisten Fällen entpuppt sich, dass der Pädophile das Kind durch die Nachbarschaft kannte, ..., häufig sind auch Familienmitglieder die Triebtäter – Väter, Mütter, Großeltern, Stiefeltern, Onkel oder Tanten… Pädophile zeigen viel mehr Interesse an Kindern, als an Erwachsenen!!!! Sie machen dem Kind viele Komplimente, kennen sehr gut die Hobbys oder die aktuellen Trends. Sie befassen sich intensiv mit den Vorlieben des Kindes. Pädophile sind sehr kreativ, um in Kontakt mit Kindern zu kommen, haben oft ausgeklügelte Ideen, wie sie die Kinder für sich gewinnen können, beziehungsweise verführen können. Sie bauen den Missbrauch systematisch auf. Der sexueller Missbrauch wird langsam eingeleitet und die Zuneigung, Liebe und Abhängigkeit des Kindes wird systematisch auf-/ ausgebaut. Auffällig dabei ist, dass Kinder, die von ihren Eltern zu wenig Liebe und Zuneigung / Zärtlichkeit erhalten, leichter Opfer von Pädophilen werden können, aber es trifft auch gut behütete Kinder.

 

Pädophilie ist eine Krankheit, nicht jeder wird zum Täter! Nicht jeder der Kinder missbraucht ist pädophil. Wirkliche körperliche Kennzeichen für eine pädophile Neigung gibt es nicht – keine Kennzeichen, kein Status, keine bestimmte Berufsgruppe und auch keinen bestimmten Persönlichkeitstypen. Kinderschänder können sowohl männlich als auch weiblich sein, verschiedenen ethnischen Gruppen angehören. Pädophile können sich in Behandlung begeben, die mit einer langfristigen Psychotherapie einhergeht und mit Medikamenten, die den Sexualtrieb verändern und den Testosteronspiegel reduziere und Strategien zum verantwortungsvollen Umgang mit der sexuellen Präferenz zu erlernen. Es gibt viele Pädophile die "Kein Monster" werden wollen, die niemals straffällig werden.

 

Die Internetseite von "gegen missbrauch.de" hat mir sehr viele Fragen beantwortet. Dort habe ich auch die Antwort zu meiner Frage nach dem Alter unserer Enkeltochter gefunden.  Dort finden sich u.a. die Definitionen zu Pädophil und Pädosexualität. Ich glaube sehr vielen Menschen, so auch mir ist nicht bekannt, dass man in der Pädosexualität unterscheidet: Männer mit einer Pädophilie fühlen sich von Kindern mit einem vor-pubertären Körperschema (kindliche Körper die noch keine Zeichen der Geschlechtsreifung zeigen) sexuell angesprochen. Männer mit einer Hebephilie fühlen sich von Kindern mit einem pubertären Körperschema sexuell angezogen (kindliche Körper die bereits erste Geschlechtsmerkmale entwickelt haben). Der Sexualforscher Prof. Gunter Schmidt kommt zu dem Ergebnis, dass es den typischen Pädophilen nicht gibt, sondern dass diese Neigung (wie andere Sexualformen auch) in allen möglichen Variationen und Bandbreiten auftritt.

 

Wir haben also ein hebephiles Monster in der Familie. 

 

Es gibt im Netz viele Informationen, wie man Kinder vor sexuellen Übergriffen und Missbrauch bewahren kann. Es kann aber auch ganz anders ablaufen, gerade wenn es innerhalb der Familie geschieht, wie bei uns. Es geschieht trotzdem, auch wenn die Familien sehr achtsam und vertrauensvoll miteinander leben, mit gut ausgebildeten und sorgsamen Eltern. Wir können unsere Kinder leider nicht vor jedem Unglück schützen. Das Leben geht manchmal seinen eigenen Weg. Ich schreibe hier wie es uns ergangen ist. 


Hilfetelefon Sexueller Missbrauch: 0800-22 55 530 (kostenfrei & anonym) 

Kinder- und Jugend- NOT-TELEFON: 116 111 ("Nummer gegen Kummer") oder

Kummertelefon des Kinderschutzbundes: 0800 1110333 von Mo-Sa 14 bis 20 Uhr


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