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Klaras Lebenswelten - Die Geschichte vom hebephilen Monster in der Familie - 14. Kapitel - Notsituationen zeigen wer zusammen steht

Die Geschichte vom hebephilen Monster in der Familie

14. Notsituation zeigen wer zusammen steht

Mein 3. Brief war abgesendet und gelesen. Noch 2 Tage bis sich alle Kinder und mein Mann zu einem Gespräch treffen wollten. Eines hatte ich also erreicht, das Schweigen war gebrochen und man setzte sich endlich zusammen und redete miteinander.

Doch für mich sollte erst einmal das absolute Denk- und Gefühls-Chaos ausbrechen. Ich hatte nicht erwartet, dass nun eine Kommunikation hinter meinem Rücken begann. Mein Mann zum 1000sten mal keine klare Stellung bezog bzw. überhaupt reagierte. 

Wir erwarteten unsere Sohn, auf Kurzstop bei uns, auf dem Weg zum Geburtstag seiner Oma. Da es so lange ruhig war, ich unsicher wurde, schaute ich im Handy meines Mannes nach, ob er dort hinterlassen hatte, ob er schon losgefahren war bzw. wo er steckte. Dort fand ich WhatsApp-Nachrichten unserer ältesten Tochter und von ihrem Mann. 

Seine Tochter fragte nach ob er alle "Emails seiner Frau" kannte. Seine Antwort, war unglaublich, denn er verneinte es. Das verletzte mich zu tiefst. Es war bei uns völlig normal, dass wir keine Geheimnisse hatten und er öfter in meinen WhatsApp stöberte. Ich machte es selten, weil ich einfach davon ausging, wenn ich etwas wissen sollte, würde er es mir sagen/zeigen. Er kannte alle Nachrichten zwischen mir und seiner Tochter selbstverständlich. Er hatte ja alles gelesen, bevor ich sie den Kinder sendete. Er selbst hatte mich ja darin bestärkt sie abzusenden. Und nun das. Ich konnte es nicht fassen. Ich war schockiert. Das war das allerletzte was ich erwartet hätte. Darüber hinaus wurde in den WhatsApps nicht mehr mein Name verwendet, sondern von "deiner Frau" gesprochen.

 

Ich stellte ihn zur Rede. Nein, dass konnte und wollte ich nicht so stehen lassen. Erst Schweigen und dann kam dann der Satz, "ich weiß nicht wie viele WhatsApps du geschrieben hast". Die Backpfeife saß. Ich war fassungslos. Ich warf ihm mein Handy an den Kopf und sagte,  "ich glaube das jetzt nicht! Schau nach, wenn du mir nicht vertraust!" Was war nur so schwer, einfach zu zugeben, dass er alle Texte kannte? Ja, er hätte gegenüber seine Tochter Stellung beziehen müssen und das konnte er nicht. Ich war tief verletzt und mein Vertrauen bekam einen heftigen Riss. 

 

Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung. Mein Mann konnte oder wollte nicht reagieren. Nicht ehrlich antworten. Er wich mir aus und eierte rum. Jedes Wort musste ich ihm aus der Nase ziehen. Meine Nerven waren am Boden. 

Ich habe nicht mehr und nicht weniger von ihm verlangt, als hinter mir zu stehen und kurz ehrlich zu antworten:  ja ich kenne alles was meine Frau geschrieben hat! Ich wusste nicht mehr was ich denken sollte. Es war mir nicht danach noch mehr Backpfeifen zu sammeln, auch wenn es mir schwer fiel und ich mir große Sorgen um ihn machte. So ging es jedenfalls nicht, nicht mehr.  Zu oft hatte ich genau solchen Reaktionen schon erlebt und schlussendlich akzeptiert. Nein, dass wollte ich nicht mehr. Denn auch das, war ein Grund warum wir heute, in dieser Notsituation, in der Familie nicht miteinander reden konnten. Ich war das Schweigen, sein Schweigen satt.

 

 

Dann kam die WhatsApp vom Mann der Tochter. Ein absoluter Tiefschlag. "Ich bitte dich auf weitere Emails zu verzichten. Ich werde mich nicht auf deine Rhetorik im Gossen-Niveau herab lassen und wünsche dir und deiner Therapeutin viel Glück". Diese WhatsApp konnte mich nicht wirklich verletzen. Sie zeigte deutlich, dass es ein Mensch war der nicht in mein Leben gehört und der einfach nur dumm war. Doch auch darauf reagierte mein Mann nicht. Ich hätte mir so gewünscht, dass er nur einen kurzen Satz geantwortet hätte, sich gegen solchen Worte verwahrt. Nein, nichts. Er saß da und schwieg. Ich fühlte mich allein gelassen und ohne Halt. In mir zerbrach etwas.

 

 

Ich war gefangen in meinem Kampf - so wie bisher, soll und darf es nicht bleiben, aber es soll nach Möglichkeit gemeinsam weiter gehen, aber dafür brauche ich ... Ich wünsche mir eine gemeinsame Zukunft, aber nur dann, wenn sein Agieren nach außen hin, speziell bei seinen Kindern, sich verändert. Mir war überhaupt nicht klar, was meinen Mann dazu bewegte, sich nicht klar hinter mich zu stellen und klare ehrliche Antworten zu geben. Was wollte er damit erreichten? Wen wollte er beschützen? ... Ich konnte es nicht ändern. Mein Mann man wollte nicht mit mir reden und auch nicht auf die WhatsApp antworten. 

 

Ich sprach kein Wort mehr mit ihm und schickte in wortlos weg. Sollte er das Wochenende bei seiner jüngsten Tochter verbringen, dort das Familiengespräch hinter sich bringen. Ich wollte Luft. Ich brauchte Luft zum atmen. Zum nachdenken.

 

Harte Erkenntnisse und Entscheidungen

Meine erste Entscheidung war, den Kontakt zur ältesten Tochter und zu ihrem Mann abzubrechen. Solche Menschen wollte und brauchte ich nicht mehr in meinem Leben. Wie mein Mann sich entscheiden würde, war unerheblich für mich, es war seine Tochter. Für mich war aber klar, wenn er weiterhin Kontakt haben würde, dann müsste er sich auf den Weg zu ihr begeben. Hier, in unserer Wohnung würde es keinen Kontakt mehr geben. Meine Entscheidung teilte ich der Tochter wie auch meinem Mann, noch am Abend unserer Auseinandersetzung mit.

 

Das Monster, diese Familien-Notsituation, brachte nun meine eigene Beziehung ins Wanken, weil alte längst vergangene Verhaltensmuster jetzt krass an die Oberfläche kamen. Verhaltensmuster, die ich verändert wahrgenommen hatte. Waren meine Wahrnehmungen so falsch? Ich hatte ein langes Wochenende Zeit darüber nachzudenken und mir klar zu werden was ich wollte. Ich war mir nicht klar darüber, was ich tun würde, wenn mein Mann, gegenüber seiner ältesten Tochter, seinen Kindern, wieder umkippen würde. Wenn er nicht klar Stellung beziehen würde. Aber eines war mir sehr klar. So konnte und wollte ich nicht weiter machen. Dann war ich wirklich nur die "Frau an seiner Seite" mehr nicht. Dann war seine Liebe nicht groß genug für mich. Dann würde ich immer und immer wieder in solche Situationen geraten, immer verlieren. Irgendwann ist genug. Für mich war jetzt genug!

 

Notsituationen lassen Masken fallen und zeigen wer zueinander steht

Das Gespräch hat stattgefunden. Alle drei Kinder und ihr Vater saßen acht Stunden zusammen. Zum ersten mal, seit ich in der Familie bin. Es gab also viel zu erzählen und zu klären. Was mich nicht wunderte. Die Kinder haben es zu Ende gebraucht und können sich alle drei wieder in die Augen schauen. Doch ich war völlig geschockt und überrascht, von den deutlichen Worten, die mein Mann fand, als er mir von dem Gespräch erzählte.

 

Sehr nachdrücklich sagte er: „Es geht nicht anders, ich muss den Kontakt zu meiner ältesten Tochter abbrechen. Wir haben uns. Wir sind wichtig. Das ist unser Leben! ... Meine älteste Tochter kann überhaupt keine Kritik annehmen. Ich war entsetzt wie wenig Gemeinsamkeiten wir haben. Ich habe immer gedacht, sie und ich haben ein sehr besonderes Band, dass uns verbindet. Sie ist mit 18 aus dem Haus gegangen und wir haben uns völlig verloren. Nichts verbindet uns. Meine älteste Tochter  will nichts von uns wissen! Sie weiß alles besser und sehr genau. Sie kann keine andere Meinung, als die ihre, akzeptieren.

 

Seine Worte bestätigten mir eindeutig, meine schon länger bestehende Wahrnehmung. Seine Worte und der Nachdruck darin, ließen mich erschaudern. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass er den Kontakt zu einem seiner Kinder abbricht. Es musste ungeheuerlich gewesen sein, was was da im Gespräch gefallen ist und mit welchen Vorwürfen seine älteste Tochter um sich geworfen hat.  Jetzt wurde mir sehr klar, warum ich sie „mehrfach verletzt“ hatte, warum sie schon im letzten Sommer verärgert war. Das machte mich echt fassungslos. Es war schlimm, diesen Schmerz und diese Hilflosigkeit in seinen Worten zu hören. Diese Erfahrung hätte ich ihm gern erspart, auch wenn ich denke, dass sie schlussendlich gut war. In Notsituationen wie diesen wird erkennbar, wer zusammen steht. 

 

Ich hatte mich getäuscht. Getäuscht in der ältesten Tochter. Sie hat mich nie an der Seite ihres Vaters akzeptiert und meine psychischen Beeinträchtigungen völlig negiert. Alles was wir in den vergangenen Jahre erlebt hatten war nur Fassade. Das tat mir sehr weh. Aber es brachte mir auch sehr viel Klarheit und innere Ruhe. Ich hatte in meiner Verantwortung alles getan, was mir möglich war. Mehr konnte ich nicht tun.

 

Die Auseinandersetzung mit meinem Mann ist noch nicht beendet. Doch er wird nicht drum herum kommen, mir Antworten auf meine Fragen zu geben. Für jetzt und für unsere gemeinsame Zukunft.

Ob es ein dauerhafter Kontaktabbruch bleibt, insbesondere für meinen Mann, wird die Zeit zeigen. Für mich steht eines fest. Ich nicht mehr. Ich habe schon genug Zeit mit solchen Menschen verschwendet. Ich konzentriere mich auf die Menschen, denen ich es wert bin. 

Ein letzter Brief von mir, ging auf die Reise. Ein letzter Brief an die älteste Tochter.

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