· 

Klaras Lebenswelten - Die Geschichte vom hebephilen Monster in der Familie - 16. Kapitel - Was bleibt? - Ich kann mein Kind nicht vor allem Unglück schützen

Die Geschichte vom hebephilen Monster in der Familie

16. Kapitel - Ich kann mein Kind nicht vor jedem Unglück schützen

Alle meine Worte, in der Familie, sind gesagt. Ich kann nicht ändern, was passiert ist, aber ich habe getan was ist tun musste. Ich habe das Schweigen in der Familie gebrochen. Alle haben bei einander gesessen und den Turm der Probleme bearbeitet und abgebaut. Es sind Masken gefallen und das ist gut so. So hat sich für mich klar gezeigt wo ich stehe, auch wenn es weh tut. Ich muss meine Zeit nicht mehr mit Menschen verschwenden, denen ich nichts wert bin, die meine Worte weder hören noch beachten. Ich kann mich auf die Menschen konzentrieren, die mir gut tun. Dafür bin ich sehr dankbar.

Ich habe es geschafft und habe meine Verantwortung wahrgenommen. Ich habe nicht aufgegeben.

Meine Erkenntnisse

  • Pädophil ist nicht Pädophil. Es gibt Pädophile und Hebephile. Hebephile missbrauchen Kinder in der Pubertät.
  • Ich kann meine Kinder/Enkelkinder nicht vor allem beschützen. Manchmal kommt ein Monster daher, dass man nicht erkennen kann. 
  • Wenn ich in Allem und in Jedem eine Gefahr sehen, dann ist mein Leben nicht mehr lebenswert.
  • Kinder verändern sich nicht immer auffällig, in ihren Verhaltensweisen, auch wenn das Monster sie missbraucht.
  • Kinder vertrauen sich nicht immer ihren Eltern an, selbst dann nicht, wenn ein vertrauensvolles Miteinander gelebt wird.
  • Wenn Worte gegen den Wind gesprochen werden, kann ich nichts ändern. Es ist deine Entscheidung ob du mir zuhörst, meine Worte annimmst oder sie nur verletzend und unwichtig bewertest.
  • Therapeutische Hilfe scheint eine riesige Hürde zu sein, selbst dann oder gerade dann, wenn es um die Kinder geht.

Das Thema Pädophile Monster ist nicht sehr alltäglich. Kaum einer weiß wirklich, wie diese Menschen ticken und auch ich dachte immer Pädophile vergreifen sich an kleinen Kindern. Das sich unter Pädophilen auch mit hebephilen Neigungen verbergen, war mir unbekannt. Erst jetzt mit dem Missbrauch unserer Enkeltochter, habe ich den Unterschied heraus gefunden. Erkennen müssen warum der Täter erst jetzt zugeschlagen hat, wo unsere Enkeltochter im Pubertätsalter ist. Es macht es nicht anders oder weniger schlimm, aber es erklärt mir das Verhalten des Monsters. Ich spreche hier vom Monster, weil der hebephile Mensch, in unserer Familie agiert hat. Auch wenn ich weiß, dass sehr viele Pädophile/Hebephile nicht zum Monster werden möchten und nicht werden.

 

Unser Schutz ist begrenzt.

Ich habe es selbst erlebt. Ich kenne dieses Monster, welches unsere Enkeltochter missbraucht hat. Nein, es war nichts zu bemerken. Er war ein ganz normaler Onkel. Wenn ich in der eigenen Familie den Menschen nicht mehr vertrauen kann, wem dann? Es ist soviel Normalität im Beisammensein und das ist gut so. Das macht Familie aus. Doch es gibt eben auch Monster unter ihnen, ohne Gewissen. Sie lächeln dir offen ins Gesicht, helfen in der Familie und benehmen sich bei Tageslicht wie jeder andere auch. Doch wenn es alles schläft, wenn es Nacht wird, wenn er allein mit dem Kind ist, dann frönt er seinen hebephilen Gelüsten. 

 

Ich glaube, es ist sehr schwer Kinder vor solchen Monstern zu bewahren. Diese Monster sind lange unauffällig in der Familie oder erschleichen sich langsam Vertrauen. Ich bin mir sicher, dass alle unsere Enkelkinder auch gut aufgeklärt sind, im Bezug auf Vorsichtsmaßnahmen. Es gibt bei der Polizei eine riesig lange Liste von Hinweisen, um vor Missbrauch o.ä. zu schützen. Doch ich glaube auch sie kann es nicht verhindern. Vor allem dann nicht, wenn der Täter innerhalb der Familie agiert. Wenn ich in allem was zwischenmenschlich in der Familie geschieht eine Gefahr sehe, einen möglichen Missbrauch sehe, dann ist das Leben sehr eng und nicht lebenswert. Familienleben ist Vertrauen. Vor manchem Unglück können wir unsere Kinder nicht beschützen. Das ist so. Wir können nur darauf vertrauen, dass solch ein Unglück an ihnen vorüber zieht. 

 

Keine auffällige Verhaltensveränderung. 

Keines der beiden Kinder hat sich auffällig verändert. In den Familien wurde auf die Kinder geachtet, sie wurden beachtet. Nichts wies darauf hin, dass in ihrem Kinderzimmer etwas fürchterliches geschah. Beide Mädchen wollten die Nähe des Onkels nicht mehr. Doch sie waren nicht in der Lage, wirklich deutlich zu machen, warum. "Der Onkel soll nicht mehr bei mir schlafen" und "Können wir nicht auch mal allein in den Urlaub fahren", waren die einzigen Sätze, die heute für alle in der Familie eine neue Bedeutung erhalten. Doch solche Sätze sind in der Pubertät nicht ungewöhnlich und lassen nicht sofort die Schlussfolgerung zu, dass da etwas nicht stimmt. Sie fallen im Alltag und werden  nicht als wichtig empfunden. Ein Äußerung, die morgen schon wieder anders sein könnte. So ist es im Regelfall, zum Glück, ja auch. Nur hier in unserem Fall bleibt der fade Nachgeschmack im Denken: Hätte ich doch nur richtig hingehört. Hätte ich doch nur nachgefragt. Es ändert aber nichts daran, dass wir in den Familien bei solchen Äußerungen nicht sofort in Panik ausbrechen, weil wir NICHTWISSEND sind, weil wir vertrauen. Es war damals nicht zu verhindern.

 

Vertrauen hat seine Grenzen.

Beide Mädels, damals wie heute, haben sich nicht ihren Eltern anvertraut. Beide Familien waren in Takt. Keines der Kinder, insbesondere unsere Enkeltochter hatten Grund an ihren Eltern zu zweifeln. Und doch war es so. Ich glaube, es ist zu schlimm, zu persönlich, zu intim und auch so unwirklich für die Kinder, als dass sie es erzählen mögen. Der Familienalltag ist doch so schön. Es betrifft ja nun mich und vielleicht bin ich ja selbst schuld, mache ich etwas falsch. Nur sie selbst wissen von dem Monster und niemand ahnte auch nur, dass es da ist. Würden die Eltern ihnen ihre unglaubliche Geschichte glauben? Würden sie es verstehen? Würden sie zu mir stehen? Gerade in der Pubertät, sind das Fragen die alltäglich sind und hier ganz sicher eine Verstärkung erfahren. Damit meiner Meinung nach, das Schweige begründen. Leider.

 

Worte die nicht gehört werden, werden vergessen.

 

Nein, ich hätte es auch nicht verhindern können, wenn ich damals, als wir vom Missbrauch der jüngsten Tochter erfuhren, anders gehandelt hätte. Ich hatte das Thema bei der ältesten Tochter angesprochen, weil sie den Kontakt zum Monster weiter vertrauensvoll pflegte. Ich wurde sehr nachdrücklich abgewiesen. Sie kann oder will sich heute nicht mehr daran erinnern. Das ist mir sehr klar. Ich war es ja nur, die diese Thema angesprochen hatte und meine Worte waren nicht wichtig. Ich gehörte nicht dazu.

Auch ein zweiter Versuch das Thema anzusprechen, hätte ganz sicher keine andere Reaktion hervor gerufen. Er hätte nur schon damals die Familie zerbrochen. Ich glaube nicht daran, dass die älteste Tochter besser zugehört hätte, hätte ihr Vater sie darauf angesprochen. Sie ist so sehr von sich selbst überzeugt, von ihren Erfahrungen und Sichtweisen, dass sie eine andere Meinung oder eine Kritik und eigene Fehler nicht zulässt. Mir gegenüber wäre ihre Maske sicher schon damals gefallen. Mir hätte es schöne Erlebnisse genommen, aber auch Klarheit gebracht. Mein Kontakt zur ihr, wäre schön damals minimiert, wenn nicht gar ganz abgebrochen worden.

Andererseits war es nicht an mir, die ältere Tochter ein zweites mal darauf anzusprechen. Es war ihre Entscheidung meinen Worten keine Bedeutung beizumessen. Es war ihre Entscheidung ihrer Schwester nicht zu glauben. Es war weder meine Aufgabe, noch die ihrer jüngeren Schwester, auf sie zu zu gehen und ihr zu verdeutlichen was geschehen ist. Es lag in ihrer Verantwortung nachzufragen und sich Klarheit zu verschaffen, wenn sie gezweifelt hätte. Sie hat es nicht versucht. Sie hat wie wir alle geschwiegen. Deshalb konnte es wieder geschehen. Leider. Diese Verantwortung tragen wir alle. 

 

Missbrauch bleibt Missbrauch!

Unsere jüngste Tochter sprach erst darüber, als sie ihr eigenes Kind in Gefahr sah. Niemand glaubte ihr die Geschichte. Ihr Outing kam spät und für alle unerwartet. Die Geschwister hatten ihre eigenen Erfahrungen mit dem Monster, die alle positiv waren und waren darüber hinaus gefangen in ihren Sichtweisen über die jüngere Schwester. Sie war in der Pubertät über viele Stränge geschlagen, war auf der Suche nach Liebe und war nicht immer ehrlich. Eben ein Mädchen in der Pubertät, dass seinen Weg suchte und vielleicht auch einen Weg den Missbrauch, diese ekeligen Gefühle zu verdrängen. Vieles spricht dafür.

 

Noch immer fassungslos macht mich, das heutige Verhalten ihr gegenüber. Es gibt keinen Unterschied für mich. Missbrauch bleibt Missbrauch! Das heißt eine Anerkennung auch ihrer Missbrauchserfahrungen war jetzt, da allen sehr klar war das Monster vergreift sich an Kindern, unerlässlich. Es war für mich nicht zu entschuldigen die Befindlichkeiten der jüngeren Schwester einfach zu ignorieren. Auf der einen Seite wird sie angerufen, es wird nachgefragt was damals passiert ist und auf der anderen Seite weiß man von nichts. Das passt nicht zusammen. Auf der einen Seite möchte man Hilfe von ihr, bei einer Anzeige und auf der anderen Seite ignoriert man ihre Geschichte. Nichts passt zusammen. So geht es nicht. Das war mir klar und so brach ich mein Schweigen. Ich hielt mich nicht mehr heraus aus den "Familienangelegenheiten". Ich war es, die "endlich aussprach", was in der Familie ablief. Ich war es, die darauf aufmerksam machen musste, dass es zwei Missbrauchsopfer gab. Schlimm genug, dass ich es tun musste. Gut, dass ich es getan habe.

 

Schweigen zerstört

Das wirklich schlimmste war, dieses unsägliche Schweigen. Es forderte und belastete die ganze Familie. Es zerriss die Familie. Diese bis dato heile Familie, in der allen die Familie wichtig schien, zeigte nun ihre wahre Identität. Probleme wurden in der Familie nie gelöst. Sie wurden nicht offen ausgesprochen und einfach ignoriert. Es wurde geschwiegen, auch wenn jedes!!! Familienmitglied seine eigenen Sichtweisen hatte. Diese Notsituation warf den ganzen Haufen unausgesprochener Befindlichkeiten durcheinander, vermischte alte Wahrnehmungen mit denen vom Jetzt. Jetzt traten all diese lang gehegten Ärgernisse an die Oberfläche und verklärten so manchen Blick auf die eigentliche Situation und die jetzt notwendigen Handlungsweisen. Sie verschlimmerten das ganze noch. Hinzu kam, dass Verantwortung nicht übernommen wurde bzw. einfach anderen übergeworfen wurde. 

In einer solchen Notsituation wird deutlich, wo jeder steht, wie jeder seine eigene Verantwortung wahrnimmt und wie jeder einzelne mit seinen begangenen Fehlern umgeht. Wir haben Fehler gemacht. Wir können dazu stehen. Es ändert am Missbrauch nichts, doch übernehmen wir damit unsere Verantwortung. Die Verantwortung, es jetzt zu verändern, besser zu machen. 

So eine Situation bringt eine bis dato gut funktionierende Familie ins wanken, kaum vorstellbar was sie dann in anderen Familien anrichtet. 

 

Psychotherapeutische Hilfe wird abgelehnt

In solchen Notsituationen, insbesondere wenn Missbrauch im Spiel ist, ist Hilfe suchen und annehmen von hoher Bedeutung. Mir ist unerklärlich, warum gebildete Menschen, therapeutische Hilfe ablehnen. Es soweit kommen lassen, dass selbst die Kinder eine Therapie ablehnen, ohne zu wissen was Therapie ist und warum sie hilfreich sein kann. Ich glaube nicht, dass eine kleine Familie, Missbrauch innerhalb der Familie gut verarbeiten kann. Auch wenn ein sehr gutes Vertrauensverhältnis da ist, hat niemand eine psychologische Ausbildung und den Weitblick eines Psychologen. Missbrauch kann weitreichende und dauerhafte psychische Störungen verursachen. Wenn ritzen und Alkohol schon probiert werden, dann ist der Weg zur psychischen Störung nicht mehr weit. Schade, dass meine Worte auch hier keine Bedeutung haben.

 

Anzeige oder Hilfe

Mir erschließt sich nicht, dass, wenn ein Kind den Täter anzeigen möchte, keine therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen darf, bevor die Verhandlung hinter ihm liegt (nach Auskunft der ältesten Tochter).

Ich habe Google um Informationen befragt und diese Aussage auch dort gefunden. Sie wird damit begründet, dass das Kind dann nicht mehr seine eigenen Empfindungen, die eigenen Erfahrungen wiedergibt. Das hieße, dem Therapeuten wird unterstellt, dem Kind einzureden wie es war. Das hieße für mich, egal wie wie weit der Weg bis zur Verhandlung ist, wird das Kind allein gelassen.

In den Beratungsstellen wird es von Sozialarbeitern begleitet, was meiner Meinung nach, keine sinnvolle Begleitung ist, da diese psychologisch kaum Kenntnisse haben. Die Eltern müssten also entscheiden, ob eine Anzeige erstattet wird, oder lieber darauf verzichtet wird, damit das Kind psychotherapeutische Hilfe annehmen kann. Dann wäre es für mich kein Wunder, dass so wenig Anzeigen erfolgen und die Dunkelziffer der Missbrauchsfälle so hoch ist.

 

Doch die Aussage stimmt nicht ganz so. Natürlich ist es möglich, dass missbrauchte Kinder sofort therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen können. Voraussetzung dafür ist aber, dass es ein Psychologe/Therapeut sein muss, der bei Gericht zugelassen ist, als Gutachter arbeitet. Solche bewährten Psychologen werden u.a. vom "Weißen Ring" benannt. Dort können sich Opfer entsprechend informieren. 

Es scheint mir in unserem Fall, wieder eine Verständnisfrage zu sein. Was will ich hören? Unterstützt die Auskunft mein eigenes Denken oder eben nicht. Ich weiß es nicht. Was ich weiß, ich würde auf jeden Fall sofortige therapeutische Hilfe suchen, für mich selbst und mein Kind.

 

 

Meine Wünsche

Ich kann nur wünschen und von ganzem Herzen hoffen, dass unsere Enkeltochter den Missbrauch gut verarbeitet, Hilfe annimmt und bekommt, um ihren Weg zu finden. Glücklich zu sein, im Leben.

  

Wer meine Geschichte liest, dem möchte ich sagen: Wir haben, durch unser Schweigen, nicht verhindern können, dass das Monster ein zweites Mal zuschlägt. Wenn du Missbrauch erkennst, dann rede darüber, such dir Hilfe. Schweigen und Alleingänge helfen niemandem, schon gar nicht dem Opfer. Ich hoffe sehr ich kann dich mit meiner Geschichte ein wenig sensibilisieren für das Thema. Dir aufzeigen was Missbrauch mit der Familie macht, dass der Missbrauch eigene Wege geht, warum die ganze Familie Opfer ist, warum Missbrauch ein Tabuthema ist und warum die Zahl der zur Anzeige gebrachten Missbrauchsfälle so niedrig ist. Deine Klara

Kommentar schreiben

Kommentare: 0