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Klaras Lebenswelten - Die Geschichte vom hebephilen Monster in der Familie - 7. Kapitel: Die Geschichte von Maskerade, Vertrauen und Verantwortung

Die Geschichte vom hebephilen Monster in der Familie

7. Kapitel - Die Geschichte von Maskerade, Vertrauen und Verantwortung

Schweigen. Noch immer ist schweigen in der Familie. Die ganze Familie ist betroffen und agiert so gut jeder kann. Unverständnis, welches ich gut verstehen kann, liegt über dem Schweigen. Jedem ist klar, es kann nicht geschwiegen werden, nicht mehr und doch wird es gefordert. Der erneute Missbrauch an einem Kind in unserer Familie geht an niemandem spurlos vorbei. Jeder kann mitfühlen und macht sich Sorgen. Ich mache mir Sorgen um beide Opfer, denn niemand kann jetzt vorher sehen, wie die jüngste Tochter, nun mit ihren Erinnerungen fertig wird. Ein Retraumatisierung ist nicht ausgeschlossen. Doch noch immer wird heile Welt gespielt. Noch immer kein Wort an die jüngste Tochter. Mir fehlt jedes Verständnis dafür, dass die ältere Tochter noch immer nicht auf ihre Schwester zugegangen ist. So ein Verhalten hat niemand erwartet, es ist gegenüber der missbrauchten Schwester Respekt- und Empathie-los. Es macht fassungslos.

Schweigen und zum Schweigen verdonnert

Die Maskerade saß perfekt und es wurde heile Welt gespielt. Bis Weihnachten kein Wort, kein Kontakt. Weder zum Vater, noch zur Schwester. Es war doch nicht weit bis zur Schwester. Aber scheinbar zu weit für die älteste Tochter. Es herrschte Stillschweigen im Wald.

An Weihnachten telefoniert ich mit ihr, fröhlich und locker erzählte sie dies und das. Kein Wort von den Problemen, keine Andeutung. Allen ging es wunderbar. "An Weihnachten wäre man ja bei den Großeltern auf den Dorf und vielleicht würde ja die jüngere Schwester mal anrufen. Man könnte sich ja treffen, wie jedes Jahr".

Mir verschlug es die Sprache. Was waren das für Vorstellungen und Erwartungen. Sie selbst schweigt, macht keinen Schritt auf die Schwester zu, erwartet aber einen Anruf. Unglaublich. Natürlich blieb dieser Anruf aus. Unsere jüngste Tochter, erwartete ihrerseits, dass die Schwester endlich auf sie zugehen würde. Verständlich. Aber auch das blieb aus. An Weihnachten verbrachten alle Enkelkinder einen gemeinsamen Tag bei unsere jüngsten Tochter. Der Vater brachte die Kinder und holte sie am Abend wieder ab. Kein Wort von Schwester zu Schwester, von Mutter zu Mutter.

 

Verständnislos fragte ich mich was hier los ist. Was in dieser Familie vorging. Konnte es wirklich sein, dass es zwei Opfer gab, aber nur dem einen die Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Konnte es wirklich sein, dass der Missbrauch der jüngeren Schwester noch immer nicht im Focus der Schwester war und somit völlig un-relevant in ihren Gedanken war? Es waren doch Enkelkind und Schwester missbraucht worden, von diesem Monster. Missbrauch und vor allem die Gefühle die er auslöst sind doch gleich. Es macht doch keine Unterschied, ob das Opfer nun schon erwachsen ist oder wie unser Enkelkind, noch Teenager ist. Es war doch nun endlich Zeit, den Missbrauch der Schwester anzuerkennen. Dazu brauchte es doch überhaupt nicht viel. Aber Schweigen und Ignoranz brauchte es ganz bestimmt nicht! Ich konnte es nicht fassen. Das konnte doch bitte nicht sein.

 

Es wird unnötig weiteres Porzellan zerschlagen

Das Verhalten der älteren Tochter, warf immer mehr Fragen auf, baute immer mehr Türme auf und ließ das Schweigen immer unerträglicher werden. Warum konnte die ältere Tochter nicht einfach ihre Schwester anrufen und ihre Nachfragen zum Missbrauch stellen? Einerseits wollte sie Hilfe, andererseits ist ein vertrauensvolles Gespräch unter Schwestern nicht möglich? Die Bitte um Stillschweigen, an ihre missbrauchte Schwester war eine Zumutung. Zum dritten mal sollte sie, nun wieder, schweigen. Wo war da Mitgefühl, Verständnis und Verstand der älteren Schwester? Das kann niemand aushalten. Alle machen sich Sorgen, alle können die derzeitige seelische Belastung mitfühlen, alle sind tief getroffen. Alle würden so gern helfen, zuhören, Verständnis zeigen - wie eine Familie zusammenstehen in der Not. Doch das, war nicht gewollt, von der ältesten Tochter meines Mannes. 

 

In dieser Situation war es vermessen, auf einen Anruf der jüngeren Schwester zu warten, weil man sich an Weihnachten ja immer trifft. Die Kinder selbst zu ihr zu bringen, wäre eine gute Gelegenheit gewesen, für ein Gespräch zwischen Schwestern und ein Zeichen, dass man die kleine Schwester versteht. So aber wurde noch mehr Porzellan zerbrochen, als ohnehin schon zerbrochen war. Ist es wirklich so unheimlich schwer, auf die Schwester zu zugehen, Verantwortung zu übernehmen und zu den eigenen Fehlern zu stehen? Es war immer so leicht, die kleine Schwester zu beurteilen. Eine Umarmung mit einem leisen „entschuldige bitte“, tut nicht weh und ist nicht schwer. Doch scheinbar für die ältere Tochter unmöglich.

 

Maskerade ist unerträglich und unnötig

Die Maskerade seiner ältesten Tochter verletzte ihren Vater, wie mich. Sie ist unnötig und tut im Herzen weh. Es ist für uns beide schrecklich, in die fröhliche Fassade zu blicken, obwohl dahinter die Welt in Trümmern liegt. Das ist Schauspielerei und Unehrlichkeit. Das haben wir beide nicht verdient und niemandem in der Familie ist damit geholfen. Alle haben ein schlechtes Gewissen, weil sie über das furchtbare Ereignis nicht offen reden können. Doch es ist nicht unsere Verantwortung und Entscheidung. Es ist die Entscheidung der ältesten Tochter, damit allein zu kämpfen und heile Welt zu spielen. Wir müssen und können es nur akzeptieren, respektieren.

 

Dieses Schweigen, diese Maskerade zeigte uns sehr deutlich auf, dass kein Vertrauen da ist. Nicht einmal zum Vater. Das machte ihn tief betroffen. Er konnte es, er konnte seine Tochter, nicht verstehen. Die Tochter mit der er sich, durch ein besonderes Band, immer verbunden glaubte. Was treibt bloß seine älterste Tochter? Traut seine Älteste der Familie und insbesondere ihm wirklich nicht zu, respektvoll und sorgsam mit dem Thema umzugehen? Hat sie wirklich Angst jemand würde, ihren Worten nicht glauben oder sie demütigen? Alle in der Familie machten sich doch Sorgen um sie, ihre Tochter, aber eben auch um die jüngere Schwester. War seine Älteste stark genug für ihre Tochter, ihren Sohn, für sich selbst? Würde sie zerbrechen zwischen Angst und Sorge um ihre Kinder, sowie den eigenen Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen? Manchmal ist es der letzte Tropfen, der ein Fass zum überlaufen bringt und das machte uns höllische Angst. 

 

Es geht nicht um Schuld

Es geht um Vertrauen und Verantwortung! Niemand in der Familie ist Schuld daran, dass sich das hebephile Monster an der Enkeltochter vergriffen hat. Schuld am Missbrauch trägt nur einer, das hebephile Monster, der Onkel. Doch die ganze Familie trägt Verantwortung. Jeder für sich und alle gemeinsam. Dieser Verantwortung muss sich jeder einzelne stellen. 

Es geht jetzt nicht darum, altes und neues Fehlverhalten hoch zu puschen oder auszuteilen. Es geht um Vertrauen und Verantwortung! Verantwortung zu übernehmen für die eigenen Verhaltensweisen von damals und heute, eigene Fehler einzugestehen. Die Fehler damals sind Vergangenheit und müssen jetzt nicht wiederholt werden. Indem ich sie eingestehe, kann ich wiedergutmachen. Da braucht es keine großen Worte.  

 

Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, wie es die Älteste macht, wäre jetzt der Zeitpunkt, endlich auf jüngere und ebenfalls missbrauchte Schwester zu zugehen. Ihr gegenüber Mitgefühl und Reue zu zeigen. Dafür reicht eine Umarmung und ein leises „tut mir unendlich leid“ schon aus. Einfach ein kleines Zeichen für den Menschen, den man so tief verletzt hat. Es ist doch so einfach. Man teilt und trägt gemeinsam. Das ist Familie, wenn sie denn funktioniert.

Jeder Mensch macht Fehler. Sich diese selbst und dem anderen gegenüber eingestehen, sich zu entschuldigen, nimmt ein großes Stück Ballast von der Seele und aus der Situation. Ein Gespräch unter Schwestern würde ganz sicher Beiden gut tun. Die jüngere Schwester ist ganz bestimmt eine gute Zuhörerin, mit Mitgefühl und Verständnis. Sie kann die Situation doch am besten verstehen.

 

Das ändert nichts an den Übergriffen auf das Enkelkind, wäre aber die längst fällige Anerkennung als Missbrauchsopfer für die Schwester. Die jüngere Schwester hat doch genau so gelitten wie jetzt das Enkelkind. Auch sie war ein Kind. Im Gegensatz zu unserem Enkelkind konnte sie sich nie ihren Eltern gegenüber öffnen. Später, als sie es offenbarte in der Not, hörte ihr niemand zu und niemand glaubte ihre Geschichte. Sie kann nicht dafür , dass der hebephile Missbrauch ein zweites Mal erfolgen konnte. Sie war es, die es hatte verhindern wollen!

 

Schweigen. Totschweigen ist NICHT die Lösung

Es ist für alle die es wissen, schwer gegenüber unsere Sohn  Stillschweigen zu halten. Mit ihm in Verbindung zu stehen im Wissen, dass er Unwissend ist und man aufpassen muss, sich nicht zu verplappern. Das ist ein Scheiß-Gefühl. Das macht Fassungslos. Es ist unendlich traurig zu spüren, wie verletzt und enttäuscht, aber auch wie besorgt, mein Mann ist. Er leidet ganz besonders unter der derzeitigen Situation. Er der immer seine heile Familienwelt hatte und alles dafür getan hatte. Er der starke große Mann, litt jetzt unter dieser unerträglichen Situation. Er wurde sich bewusst, dass seine heile Familie in Scherben lag.

 

Ist das Familien-miteinander, dass alle immer so hoch gehalten hatten, überhaupt vorhanden oder nur ein Trugbild, welches gerade herunter gerissen wird? Familie heißt miteinander Freud und Leid teilen, einander zu vertrauen. Doch genau das, torpedierte die älterste Tochter meines Mannes, gerade heftig. Es ist nicht zu verstehen, wie eine sonst so taffe, verantwortungsbewusste, selbstsichere und selbstbewusste Frau, so handeln kann. Da bröckelt gerade eine lang gepflegte Fassade, hatte ich den Eindruck.

 

An dieser Stelle muss Schluss sein, mit dem Familien-Friede-Freude-Eierkuchen-Spiel. Es kann nicht mehr geschwiegen werden. Die heile Familienwelt hat einen tiefen Gletscherspalt bekommen. Kalt und unbarmherzig.

Gemeinsam sollte nun endlich dafür gesorgt werden, dass dem pädophilen Onkel das Handwerk gelegt wird. Wir alle, sind eine Familie und könnten uns gemeinsam halten, gemeinsam die Sorgen und Nöte in diesem furchtbaren Thema teilen, miteinander fühlen und füreinander da sein. Das macht das Geschehene nicht ungeschehen und auch nicht besser, aber es erleichtert.

Totschweigen geht gar nicht.

 

Das Schweigen muss ein Ende haben

Pädophile/Hebephile können nur so lange unerkannt handeln, weil die Opfer schweigen, weil die Familien schweigen. Weil man den Opfern, schon in der Familie, nicht glaubt. Weil es keinen Pädophilen in der Familie geben darf. Und was nicht sein darf, nicht sein kann. Der Familienfrieden steht über allem, unantastbar. Das ist gruselig und in vielen Familien Alltag. Doch bitte nicht noch einmal in dieser, meiner Familie.

 

Es ist uns allen in der Familie bewusst, wenn die Anzeige erfolgt, kann es zur Vernehmung aller Familienmitglieder kommen. Dann kommt auch der 1. Missbrauch zur Sprache. Schon aus diesem Grund sollte die Familie miteinander reden und ist das Verhalten von der ältesten Tochter meines Mannes, unhaltbar. Die Familie sitzt in einem Boot.

 

Das Schweigen muss ein Ende haben. Das Schweigen ist beendet! Mein Brief ist versendet, in der Hoffnung er wird gelesen. In der Hoffnung meine tiefe Betroffenheit, meine Gefühle, Gedanken und Sichtweisen werden verstanden. In der Hoffnung das Schweigen findet ein Ende.  

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