Klaras Leben im Jetzt - Gott oder Schicksal? Die Sache mit Gott in meinem Leben.

Die Sache mit Gott auf meinen Lebenswegen

Vorwort

Ich wurde katholisch getauft. In den folge Jahren traten meine Eltern aus der Kirche aus und lebten ihr Leben ohne Gott und die Kirche weiter. Ich kam in meinem Leben auf verschiedene Weisen immer wieder in Kontakt mit der Kirche und Gott. Es gab Zeiten, da verfluchte ich Gott und hasste ihn. Anderseits fühlte ich mich in der Kirche immer wohl, irgendwie behütet. Es gab einige Menschen auf meinen Lebenswegen, die mir sagten:

- wenn man getauft wurde, bleibt immer etwas zurück ... .

- man muss nicht in die Kirche gehen, um gläubig und ein guter Christ zu sein ... .

Erinnerungen aus der Kinderzeit gibt nicht viele und doch sind gerade Erinnerungen an die Kirche (Christen) erhalten. Aufgewachsen bin ich im katholischsten Teil der DDR. Wir sagten immer, im Bayern der DDR. Meine Großeltern lebten in einem Dorf, dort waren alle in der Kirche und Sonntags ging man natürlich, in Sonntagskleidung, zur Kirche. Ich wuchs in einer Kleinstadt auf, in der es auch Menschen gab, die nicht in die Kirche gingen. Diese waren aber in der absoluten Minderzahl. Es gab auch so einige die der Kirche angehörten, aber auch in der SED Mitglied waren. So lernte ich sehr früh, mit mit den Widersprüchen der Kirche und des Staates zu arrangieren. Ich wuchs im Glauben an den guten Sozialismus auf. Daher passte für mich Kirche und SED nicht zusammen. Ich war damals der Meinung, das der eine Glaube nicht zum anderen Glauben passte. Heute sehe ich es anders, doch heute gilt der Sozialismus nur noch als Schreckgespenst der Menschheit.

Meine Kinder- und Jugendzeit

Die Kindheitserinnerungen an Kirche und Glaube haben meine Großeltern geprägt, bei denen ich viel Ferienzeit verbrachte. In meiner frühen Kindheit wurde bei meinen Großeltern vor jeder Mahlzeit noch gebetet. Das hat sich irgendwann verloren und ich erlebte es nur noch bei meiner Dorf-Freundin Irmgard und Verwandten/Bekannten meiner Großeltern.

Sonntags riefen die Kirchenglocken zum Gebet. Furchtbar, mit weißen Kniestrümpfen und Rock, ging es mit Oma zur Kirche. Ich ging gern mit, nur meine Sonntagskleidung und das gemeinsame Singen fand ich schrecklich. Traurig machte mich, dass ich die Oblate nicht vom Pfarrer bekam. Es dauerte mir auch stets zu lange, doch artig saß ich auf der Kirchenbank, neben meiner Oma. Nach dem Gottesdienst wurden alle vom Pfarrer verabschiedet. Er strich mit immer über den Kopf und sagte: Gott sei mit dir. Das hinterließ ein gutes Gefühl. Auch hatte er mir ja versprochen, wenn ich oft mit der Oma in die Kirche käme, dürfte ich im Dezember die Krippe mit dem Christkind anschauen. Das wollte ich unbedingt. 

Andererseits durfte ich an Kindernachmittagen und Bibelstunden der Kirche nicht teilnehmen, weil ich nicht in der Kirche war. Manches mal war ich neidisch, wenn meine Dorf-Freundin Irmgard davon erzählte. Irmgards Familie wohnte nebenan. Ich war oft dort und sie ließen mich sein wie ich war. Ich musste nicht mitbeten oder wurde befragt. Mit Irmgard war ich den ganzen Tag unterwegs, in Feld und Flur. Ich durfte auf der Ofenbank, neben ihrem weißhaarigen Uropa sitzen und mit allen über dies und das schwatzen. Dort spürte ich nur Herzenswärme und es war allen egal ob ich in der Kirche war oder eben nicht. Doch es gab auch Kinder im Dorf, die nicht mit mir spielen durften oder es nur heimlich taten. "Du glaubst nicht an Gott und kommst in die Hölle, hörte ich oft, von ihnen.

 

Noch etwas später, machte unsere Familie mit Onkeln und Tanten, an Pfingsten eine großer Wanderung mit Übernachtung bei den Großeltern. Am Pfingstsonntag kamen wir dann zurück in die Stadt, in Wanderkleidung, mit Stock und Hut. Zu der Zeit war gerade die Kirche aus und alle Leute in Sonntagskleidung, die Kinder fein in weißen Kniestrümpfen, gingen nach Hause. Das war ein Anblick, noch heute muss ich darüber lächeln. Natürlich fingen wir uns so manchen Blick des Entsetzens und der Ablehnung ein. Wie konnte es bloß sein, dass die da so schlampig am Pfingstsonntag herum liefen? OH, mein Gott!

 

In der späten Jugend erst erfuhr ich, dass es nicht nur die kirchliche Enge gab. Durch einen Freund, nahm ich mehrfach an evangelischen Jugend-Nachmittagen teil. Ob der Begriff so richtig ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Es waren Nachmittage an denen der evangelische Pfarrer mit den Jugendlichen sprach und verschiedene Freizeiten anbot. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch nie so einen lockeren und offenen Pfarrer erlebt, der mit den Jugendlichen tanzte (sogar auf den Knien bei "We will rock you" von Queen) und auch mit mir einfach so schwatzte. Das waren tolle Stunden.

 

Eine Chance mich der Kirche zu zu wenden, hatte ich nicht. Meine Eltern sahen solche Kontakte nicht gern. "Hat dich Oma wieder in die Kirche geschleppt? Du wirst noch an Gott glauben"... , lachte mich mein Vater aus. Nein meine Kontakte zur Kirche blieben sporadisch. Ich wurde entsprechend sozialistisch erzogen, was nicht heißt, das alles schlecht war. Denn die Grundsätze die ich lernte, könnte man auch in die 10 Gebote eingliedern.

Es waren die "guten" Genossen und die alten Sturköpfe in allen Machtpositionen, die den Sozialismus zur Farce werden ließen. Ich sage immer, die Menschen waren und sind für den Sozialismus noch nicht bereit.

Anderseits waren es zu viele "gute Christen und Sturköpfe" die mich von der Kirche fernhielten. Zu oft erlebte ich gerade bei Christen, dass Nächstenliebe nichts galt und "Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten" leere Worte waren. 

So blieb ich der Kirche und der SED fern.

 

Verheiratet und Suizidversuch

Ich heiratete das erste mal und bekam mein erstes Kind. Ich erlebte Jahre der Ehehölle mit einen "guten" Genossen. Ach ja, "Genossen schlagen ihre Frauen nicht". Doch, taten sie und heute kann ich es auch aussprechen. Damals aber wurde mir gedroht, wenn ich "diese Lügen" weiterhin erzählen würde, dann ... . 1983 starb meine Tochter, an Herzversagen, auf Grund ihres irreparablen Herzkomplexfehlers. Schon in der Todesnacht schrie ich Gott um Hilfe an. Später schrie ich zum Himmel hinauf - WARUM -. Ich verfluchte Gott, der mir mein Kind genommen hatte. Ich verfluchte ihn, weil er Kinder zu Engeln machte. Ich hasste die Welt, das Leben und mich selbst. Ich war mit meinem Sohn schwanger und doch hielt mich nichts im Leben. Ich wollte nur noch sterben.

Ich ging auf die Bahngleise. Irrte herum und wartete auf den Zug. Einmal sollte es noch weh tun, dann würde alles vorbei sein. Es war eine bitterkalte Februar-Nacht. Der erhoffte Zug kam nicht und ich stolperte über die Gleise. Bis sich mein Sohn bemerkbar machte und mich daran erinnerte, dass ich auch ihn töten würde. Das wollte ich nicht und so stieg ich aus den Gleisen heraus. Ich lebte weiter.

 

Es folgte die Geburt meines Sohnes, die Scheidung von meinem Mann, eine Beziehung in der meine Tochter das Licht der Welt erblickte, die Trennung von ihrem Vater. Ein paar Jahre lebte ich allein mit meinen Kindern. 1989 lernte ich meinen zweiten Ehemann kennen und heiratet ihn 1990. Weitere 15 Jahre später, war er von einem auf den anderen Tag verschwunden. Was folgte war wieder die Scheidung. Schon in all diesen Jahren veränderte sich etwas in mir. Ich wusste nicht warum. Ich hatte in diesen Jahren Menschen getroffen, die anders waren, die andere menschliche Signale aussendeten. Darunter auch viele Menschen, die einen christlichen Glauben hatten und diesen auch lebten, in alle Facetten. Ich denke, ich bewunderte sie darum, auch wenn ich noch nicht verstand warum.

 

Heute weiß ich, sie strahlten Nächstenliebe aus, sie nahmen mich wie ich war, sie sprachen mit mir über den Glauben an Gott, ohne Drängen oder Vorwürfe. Sie waren die ersten, die mir erklären konnten, warum es mich in Kirchen zog, egal wo ich war. Warum ich in der Kirche um mein Kind weinen konnte, auch wenn ich danach Gott verfluchte, mir so ein Leid auf den Weg gegeben zu haben. Es war die Kirche in der ich Zuflucht und Seelenbalsam fand, weil ich getauft war. Gott war bei mir und er schützte mein Leben, auch auf den Gleisen. Ein Freund aus Köln, sagte damals zu mir: "Gott hat dich beschützt, er hat noch etwas vor mir dir". "Darauf kann ich gut verzichten", war meine Antwort, "ich habe genug Scheiße erlebt." Und doch ging ich weiterhin in die Kirche, wenn mein Leid um mein totes Kind zu groß wurde oder mir das Leben zu schwer war.

 

Unsere Beziehung ist etwas Besonderes

2005 traf ich meinen jetzigen Mann und mein Leben veränderte sich. Ich rückte näher an Gott heran. Auch wenn wir, zu Beginn sehr harte Kämpfe ausstehen mussten, hielt uns ein Band zusammen. Ein Band, dass ich bis dahin, noch nicht kannte. Ein Band das Gefühle, Gedanken und Lebenseinstellungen vereinte, stark war wie ein Schiffsseil und uns gemeinsam allen Widerständen trotzen ließ. Er ist der erste Mann, der mich nimmt wie ich bin, der mir sagt ich "sei ein ganz besonderer Mensch", der mich von ganzem Herzen liebt. Er unterstützte immer, dass ich in die Kirche ging, wenn ich es brauchte und lachte niemals darüber. 2005 heirateten wir, weil es zu seiner Lebensordnung dazu gehörte. Ja, damals hatte ich noch Zweifel. Nicht an seiner Liebe. Daran, dass wir die bestehenden Hürden meistern würden, ohne das unsere Liebe zerbricht.

Wir kämpften, beide in hoher Existenzangst, um unsere Jobs. Damals gab es keine Jobs und unsere Arbeitsbedingungen stanken zum Himmel. Durchhalten war unsere Devise und die Hoffnung, dass es irgendwann besser würde. Dafür gingen wir weit über unsere Grenzen. Sein Burnout und seine Genesung, immer mehr Mobbing und Bossing auf meiner Arbeit, brachten mich an das Ende meiner Kräfte.

 

Viel zu spät zog ich die Reißleine und ging zum Arzt. Mit meinem Besuch beim Hausarzt, war mein altes Leben zu Ende. Meine Seele und mein Körper schalteten ab. Nun übernahm eine schwere Depression das Zepter. All meine traumatischen Lebensereignisse kamen an die Oberfläche und jagten mich. Das ist traumatisiert war, war mir damals noch nicht klar. Das klärte sich erst ein paar Jahre später, mit einem Psychologen-Wechsel, in der Diagnose PTBS.

Bis heute bin ich psychisch krank und ohne meinen Mann hätte ich mein Leben nicht mehr gemeistert. Er stand Felsen-fest an meiner Seite. Wollte verstehen, fragte nach, ging mit in Therapiestunden und las all meine Texte, die ich schrieb. Wir lernten miteinander und unsere Beziehung wurde wesentlich tiefer. Sie hat etwas, was wir Beide nicht in Worte fassen können.

Gerade in meiner schlimmsten Leidenszeit, saß ich oft lange in der Kirche und weinte, obwohl ich sonst keine Tränen hatte. Heute sage ich immer, Gott hat mir geholfen zu überleben. Er hat mich nicht tot umfallen lassen, sondern "nur" die Depression geschickt.

Auch Weihnachten ist nun anders. Für uns gehört an Heilig Abend die Kirche dazu. Sie macht Weihnachten für uns zu etwas Besonderem. Nun könnten viele sagen, ja-ja an Weihnachten gehen alle in die Kirche, stimmt. Aber für uns ist es mehr. Im Herzen mehr. Die Gesänge, das Krippenspiel, das Kerzen anzünden für unsere Familie und die Krippe ansehen. Dankbar zu sein, dass es uns und der Familie gut geht.

  

Gott sendet mir Zeichen 

In der Kirche Zuflucht suchen, wenn es mir schlecht geht oder im Gedenken an meinen Engel, ist normal. Ich sitze da, spreche mit meinem Kind oder erzähle vor mich hin. Ich zünde Kerzen an, für meinen Engel, meine Ehe, meine Familie und die Vorausgegangenen. Dann ist mir leichter. Manchmal spielte auch die Orgel, die ich dabei gern hörte, doch kaum beachtete.

Doch im vergangenem Jahr erlebte ich mehrfach Überraschendes.

 

Es begann zu Beginn des Jahres. Ich war in der Traumaklinik und bearbeitet im IRRT die Todesnacht meines Engels, auf. Das ist harte Arbeit und tut weh, sehr weh. Danach brauchte ich Regulierung. Ich musste in die Kirche. Was ich auch tat. Wieder einmal saß ich, unter Maria mit dem Kind, im Seitenschiff und sprach mit meinem Engel. Lange und ganz allein. Kein Besucher störte und die Kirche lag im Halbdunkel. Als ich aufstand und in das riesige Hauptschiff der Kirche ging, vernahm ich eine leise, helle, singende Stimme. Die Kirche war noch immer leer und da sang jemand. Es war als wenn ein Engel singen würde. Ich setzte mich auf eine Bank und war nur noch bei dem Gesang. Mein Herz und meine Seele wurden ruhig, weich und leicht. Irgendwann später verließ ich die Kirche, in der noch immer der Engel sang. Erst beim hinaus gehen, kamen mir andere Besucher entgegen. Ca. eine Stunde war ich in der Kirche, niemand sonst. Unglaublich, aber wahr. Ich habe es genau so! erlebt. Ich habe nicht dissoziiert oder geträumt.

Ich habe es geschafft, das Trauma zu besänftigen. Ich habe nun nicht mehr nur die Schreckensbilder dieser Nacht in meinen Erinnerungen und Träumen. Ich kann wieder mit meinem Kind lächeln über die schönen Erinnerungen die nun zum Vorschein kommen. Ich bin überaus dankbar dafür. Ich denke Gott hat mich geführt, mir ein Licht gesendet, das ich nicht mehr übersehen konnte. Noch heute kann ich die Wärme spüren, die mich durchströmte als der sanfte Gesang begann und in der Kirchenhalle widerhallte. 

 

Wenig später traf uns dann die Nachricht vom akuten Prostatakrebs meines Mannes. Sie schlug wie eine Bombe ein und lies mich an allem zweifeln. Zur Diagnostik reisten wir nach Bielefeld, um dort über eine Computerunterstützte Biopsie heraus zu finden, ob und wie eine Operation notwendig ist. Mein Mann ging in die Klinik und ich verbrachte die Zeit in der Stadt. Mein Bummel führte mich auch in die evangelisch-lutherische Neustädter Marienkirche, ganz in der Nähe unseres Hotels. Ich ging hinein und wollte eine Kerze für meinen Mann anzünden, mit der Bitte die Diagnostik soll doch bitte ein gutes Ergebnis ergeben. Die Kirche war leer und ich schaute mich um. In einer Fensternische stand eine brennende Kerze und darunter standen ein kleiner Tisch mit Stuhl. Als ich dort war, sah ich, dass auf dem Tisch ein Buch lag. Ein Buch für Wünsche und Gebete der Menschen, die hier ihre Kerze anzündeten. Langsam setzte ich mich und starrte auf das Buch. Was sollte ich schreiben? Ich hatte so viel Angst, meinen Mann zu verlieren. Dann nahm ich den Stift in die Hand ..., die Orgel begann zu spielen ... . Unglaublich. Konnte das wahr sein? Eine leere Kirche, ich und die Orgel spielt in dem Augenblick wo ich meine Worte an Gott richten wollte, sie in das Buch schreiben wollte. Die Musik bohrte sich in mich hinein, sie umhüllte mich und gab mir Seelenruhe. Allein in der Kirche. Beim aufschreiben meines Wunsches, spielt die Orgel. Trotz meiner Hochton-Überempfindlichkeit tat mir kein Ton weh. Es war einfach nur ergreifend schön und mein Herz empfand die Schönheit dieses wundervollen Glücksmomentes. Dieses Zusammenspiel von Orgel und meinem Herzenswunsch. Es bebte und sprach leise: "Gott, du hast schon meine Tochter da oben. Bitte lass mir meinen Mann." Ich zündete tief bewegt meine "Lichtlein" an. Eines für meine Tochter im Himmel und eines für meinen Mann.

Ich saß noch eine ganze Weile, tief versunken in den Anblick meiner Lichtlein. Die Orgelmusik begleitete mich. Ich fühlte mich beschützt und aufgehoben. Meine Last wurde leichter uns ich hatte wieder Hoffnung, dass wir beide alles gut überstehen würden.  Nun hatte ich einen weiteren Wunsch. Von der Marien-Kirche führte mich mein Weg direkt zum Kloster/St. Jodokuskirche. Dort wolle ich eine Kreuzscheibe kaufen. Eine Scheibe von einem alten Klosterbalken, der bei der Restauration des Klosters ersetzt werden musste, mit einem Kreuz. Für mich zeigte sie so unheimlich deutlich das Leben und das Kreuz darauf verband mich mit Gott. Die Kreuzscheibe sollte meinen Mann behüten. Heute hängt diese Scheibe in unserem Wohnzimmer. Noch immer hat sie eine große Bedeutung für mich.

 

Das Jahr 2019 wurde für uns Beide zum Schicksalsjahr. Eine offene Operation zur Entfernung der Prostata war unumgänglich. Es war für uns eine sehr harte Zeit, die wir überstanden. Am 09.09.2019, um 15.25 Uhr, kam aus dem Krankenhaus der erlösende Anruf meines Mannes: "Alles gut überstanden, keine Nachbehandlungen notwendig ..." . Der Krebs konnte vollständig entfernt werden und hatte noch nicht gestreut. Einen Tag später wurde mein Mann, als geheilt, entlassen. Wir nahmen uns in den Arm und konnten unser Glück nicht fassen. Für uns war und ist es, ein Sechser mit Zusatzzahl im Lotto. Alle Schutzengel hatten wir beisammen. Gott hatte mich erhört. 

Unsere Entscheidung zur kirchlichen Trauung

Bald darauf war klar, wir würden nun noch einmal heiraten. Mein Mann hatte schon öfter darüber nachgedacht, kirchlich zu heiraten. Doch da wir Beide völlig Unwissend sind, hatte er nicht den Mut. Als ich es aussprach stimmt er sofort zu. Doch unser Vorhaben wurde sehr bald heftigst torpediert und trat hinter den unschönen Familienereignissen zurück. Wir hatten keinen Kopf mehr dafür. Dann kam Corona und lies alles in weite Ferne rücken, denn eines war für uns klar, es sollte die Seemannskirche in Prerow sein, in der wir uns den kirchlichen Segen für unsere Ehe einholen wollten. Nun ist die Sperrung der Inseln vorbei und wir hoffen sehr, dass sie nicht wieder kommt und wir all die Dinge der Vorbereitung noch schaffen werden.

 

Schon nach der standesamtlichen Trauung 2010, habe ich unsere Ringe mit Weihwasser der katholischen Hofkirche bespritzt. Es war mein innerer Drang dies zu tun, um ein wenig Gott dabei zu haben. Ich weiß nicht was mich dazu veranlasste. Ich tat es, weil es mir mein Herz sagte. Nein, es war nie mein Wunsch katholisch zu heiraten. Die katholische Kirche ist mir zu eng, zu Welt-fremd und gleichzeitig zu pompös. 

Immer wieder finde ich mich in der Kirche wieder, wenn es mir schlecht geht. Ich zünde Kerzen an und spreche mit Gott und seinen Engeln. Ich finde stets Seelenbalsam und Hoffnung in ihr. Kirchen ziehen mich magisch an, egal an welchem Ort ich bin. Ich habe "seltsame Dinge" in der Kirche erlebt, die mir deutliche Zeichen gaben. Daher ist es für mich jetzt ein abschließender normaler Schritt, nun Mitglied in der Kirche zu werden. Darüber hinaus, ist kirchlicher Segen für eine Beziehung/Ehe nur möglich, wenn ich auch Mitglied der Kirche bin. Ich glaube daran, dass Gott zu meinem Leben gehört. Ich glaube an das, was ich erleben durfte und bin dankbar dafür. Beide sind wir der Kirche "irgendwie" verbunden und aus "irgenwie", soll verbunden werden. Wir sind dankbar dafür, dass wir noch, hoffentlich viele, gemeinsame Jahre haben werden, weil Gott unser Schicksal gelenkt hat. Daher haben wir auch das Datum für unsere kirchliche Trauung, nicht auf unseren 10. Hochzeitstag gelegt, sondern auf den Tag wo die Glücksnachricht kam. Es ist für uns nicht nur die Wiederholung unseres Eheversprechens, das auch eine freie Trauung ermöglicht hätte, sondern ein Eheversprechen im Glauben an unsere unendliche Liebe und der Danksagung an Gott.

 

Vor ein paar Jahren, als ich nach meiner ersten Traumatherapie regelmäßig Fotospaziergänge machte, entdeckte ich die Evangelisch-Lutherische-Nazareth-Kirche in Seidnitz. Eine Kleine Kirche, wo der Glockenturm vor der Kirche steht. Als ich dort umher lief, sprach mich eine Mitarbeiterin freundlich an und sagte mir, dass ich gern in die Kirche hinein gehen könnte, im Gemeindebüro wäre eine Mitarbeiterin, die mir gern aufschließen würde. Ein paar Tage später traute ich mich hinein zu gehen und nachzufragen. Ein freundliches Gespräch und Begleitung in die Kirche folgte. Danach gab die Mitarbeiterin mir noch das kleine Kirchenblatt der Kirche. Von nun an, über ca.4 Jahre wurde mir dieses Blättchen regelmäßig in den Briefkasten gesteckt. Ich freute mich darüber und las jedes mal darin, was die Gemeinde geplant hatte. Ich schaffte es leider nie, auch zu Veranstaltungen zu gehen, obwohl ich diese angekreuzt hatte, im Vorhaben teil zu nehmen. 

Daher war für mich sehr klar, die Aufnahme in die evangelische Kirche, konnte nur hier in dieser Gemeinde stattfinden. Ich bin dankbar für die Aufmerksamkeit, die ich hier erhielt, ohne dass ich auch nur etwas zurück gab. Jetzt kann ich dankbar etwas zurück geben. 

Ich hoffe sehr, dass wir Beide dann auch am Gemeindeleben teilnehmen, ich den Mut finde! Ich gehöre ja dann dazu und das, ist hoffentlich genug Motivation gegen die Depression, mit ihrer Schneckenhaussucht. Es ist uns sehr klar, dass die Mitgliedschaft auch Teilhabe ist, im Kontakt mit anderen. Wir möchten Beide am Gemeindeleben teilnehmen.

Ich weiß, es ist der richtige Schritt, für mich. Dieser Entschluss tut meiner Seele gut.

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