Klaras Lebenswelten - Kirchliche Trauung - Der schönste Tag im Leben

Der schönste Tag im Leben

Lange war nicht klar, ob unser Traum in Erfüllung gehen würde, da die Corona-Pandemie alles durcheinander wirbelte. Doch hatten wir Glück. In der Sommerpause der Lockdowns konnten wir uns am 09.09. den Segen für unsere Ehe einholen. Alle Absprachen und Vorbereitungen erfolgten über Email, Telefon und Internet. Unser Traum der kirchlichen Trauung in der alten Seemannskirche Prerow wurde Wirklichkeit.

 

Das Datum, war nicht unser 10. Hochzeitstag. Es war das Datum unseres größten Glücksmomentes. Am 09.09.2019 hatten wir die Nachricht, dass der Prostatakrebs besiegt war. Daher kam für uns nur dieses Datum in Frage.

Wie alles begann

Eine Woche Urlaub in Warnemünde gab uns genügend Zeit, um all die letzten Kleinigkeiten zu erledigen. Am Tag vor der Hochzeit hatten wir unser Vorbereitungsgespräch mit dem Pfarrer Gieseke in der Seemannskirche. "Sie können keine Fehler machen", beruhigte er uns. Wir schauten uns in Prerow um und mussten feststellen, dass unser eigentlicher Plan, Hochzeitsfotos im Ort und an der Seebrücke zu machen, nicht um zu setzen war. Der Ort war überfüllt mit Urlaubern, die alle die letzten Ferientage nutzten. Da Urlaub in anderen Ländern kaum möglich war, waren viele hier. So voll hatten wir Prerow noch nie erlebt.

Kurz entschlossen fuhren wir zu einem der Strandaufgänge, auf dem Weg nach Zingst. Der zweite Strandaufgang den wir aufsuchten erfüllte unsere Minimalansprüche. Er war nur mäßig besucht. Hier würden wir also morgen Hochzeitsfotos machen. Da wir uns nun auch bewusst waren, dass unser Vorhaben nach der Trauung Glückssteine am Strand auszulegen, nicht funktionieren würde, entschlossen wir uns, es heute schon zu tun. Gemeinsam legten wir unser großes Glückssteinherz in den Sand, ca. 70 bemalte Steine. Die Steine hatte ich alle in unserem Dänemarkurlaub gesucht und bemalt. Sie sollten uns Glück bringen und dieses Glück wollten wir teilen. Es würde bestimmt Menschen geben, die sich über einen solchen Stein freuen würden.

Der 9. September 2020

Der schönste Tag begann um 5:30 Uhr

Am Morgen um 5:30 Uhr klingelte der Wecker. Genug Zeit, damit ich in den Tag komme, das Auto zu schmücken, die Hochzeitskleidung anzuziehen und mit großem Zeitpuffer nach Prerow zu starten.

Ich saß, im Schlafanzug und Jacke unten vor dem Haus, trank meinen Kaffee und rauchte. Ich war aufgeregt, müde, freute mich und hatte Angst das irgend etwas nicht klappte. Alles auf einmal. Entgegen der Wetter-Prognosen für diesen Tag, strahlte mich die Sonne schon an. Ich hoffte sehr das Klara (Sonne) uns über unseren Tag begleiten würde. Nach einer zweiten Tasse Kaffee, das Auto war geschmückt, alles was wir brauchten war verstaut, war die Hochzeitskleidung dran. Hoffentlich hatte ich im Urlaub nicht zugenommen und kam in mein Kleid. Alles gut, wenn auch mit etwas Fummelei bekam mein Mann den Reißverschluss zu. Mein Kleid passte noch. Das Hemd von meinem Mann hingegen, war etwas "eingegangen". Aber die Knopfleiste sperrte noch nicht und unter dem Jackett war es in Ordnung. Das Frühstück fiel aus, wir konnten beide nichts essen. Wir waren glücklich und in großer Aufregung. Natürlich ließ mein Mann sich nichts anmerken. Doch ich bemerkte trotzdem seine Anspannung. "Haben wir alles?" "Na dann los, auf gehts!"

Mit 1,5 Stunden Zeitpuffer starteten wir nach Prerow. Wir waren mit der Fähre nach Fischland über gesetzt  und am Ortseingang Markgrafenheide, da fragte mich mein Mann: "Haben wir den Hochzeitsstrauß?" Mein Blutdruck schoss auf 380. Nein, der Hochzeitsstrauß stand noch in der Vase auf dem Küchenschrank. Ich konnte es nicht fassen, wir hatten ihn vergessen.

Nach einer dreiviertel Stunden und noch 2 Fährüberfahrten, waren wir dann wieder in Markgrafenheide. Jetzt hatten wir alles. Nach einer Stunde Fahrt parkten wir unser Auto vor der Seemannskirche in Prerow.

 

Nun wirbelten viele Fragen in mir herum. Meine Gedanken liefen Amok. Aber all meine Gedanken waren unnötig. Der Fotograf war da und hatte auch schon mit dem Pfarrer gesprochen. Wir sprachen kurz miteinander. Dann legte ich unsere bemalten Hochzeitssteine auf die Kirchenstufen. "Das ist ja ein Ding, da treffen wir uns heute hier!", hörte ich hinter mir. Da stand Doris und freute sich. Ein kurzes Gespräch und der erste Hochzeitsstein war verschenkt. Im Eingangsbereich der Kirche stand ein Hinweisschild auf die Trauung, damit uns Besucher der Kirche nicht stören würden, hoffte der Pfarrer. Da es eine offene Kirche ist, darf man sie nicht schließen und kann nur auf die Rücksichtnahme der Touristen bauen. Egal, letzte kurze Absprache mit Pfarrer und Fotografen, Hochzeitsschmuck an den großen Kerzenleuchter befestigt, unser Ringkissen und unsere Hochzeitskerze an den Pfarrer übergeben. Fertig. Nun konnte es losgehen.

Unsere Trauung

Auch wenn wir nur allein waren, zogen wir, geführt vom Pfarrer, in die Kirche ein. Die Kirchenglocken verkündeten den Beginn unserer Trauung. Die Orgel spielte den Hochzeitsmarsch. Dann folgte das erste Gebet und das erste Lied. Der Pfarrer hatte gut vorgesorgt, denn wir bekamen den Liedtext, damit wir mitsingen konnten. Trotzdem war nur sein Gesang zu hören. Mir verschlug es die Stimme und ich piepste vor mich hin. Mein Mann sah nur willig und interessiert auf den Text. Dieses Lied hatte ich mir ausgesucht, denn ich war vom Text sehr begeistert. "Ins Wasser fällt ein Stein"; war unser Hochzeitslied.

„Ins Wasser fällt ein Stein“

Ins Wasser fällt ein Stein, ganz heimlich, still und leise;

und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreise. 

Wo Gottes große Liebe in einen Menschen fällt, 

da wirkt sie fort in Tat und Wort hinaus in uns’re Welt.

 

Ein Funke, kaum zu seh’n, entfacht doch helle Flammen; 

und die im Dunkeln steh’n, die ruft der Schein zusammen. 

Wo Gottes große Liebe in einem Menschen brennt, 

da wird die Welt vom Licht erhellt; da bleibt nichts, was uns trennt.

 

Nimm Gottes Liebe an. Du brauchst dich nicht allein zu müh’n, 

denn seine Liebe kann in deinem Leben Kreise zieh’n. 

Und füllt sie erst dein Leben, und setzt sie dich in Brand, 

gehst du hinaus, teilst Liebe aus, denn Gott füllt dir die Hand.

(c) Ins Wasser fällt ein Stein, Originaltitel: Pass it on, Text und Musik: Kurt Kaiser, dt. Text: Manfred Siebald © 1976 New Spring Publishing; D,A,CH adm by Small Stone Media Germany

Dann folgten, Verkündigung, Bekenntnis, Segnung,  Lesungen aus der Bibel und wieder ein Lied. Die nachfolgende Predigt bezog sich auf unseren Trauspruch: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. 

Bibelstelle: 1 Korinther 13,13. Dieser Satz ist der Spitzensatz des sogenannten 'Hohelieds der Liebe' im Neuen Testament. Glauben und Hoffnung sind Grundlage jeder Ehe, werden aber von der Liebe als wichtigste Eigenschaft noch übertroffen und gleichzeitig von ihr getragen.

Nach der Lesung aus der Bibel zum Thema Ehe und ein paar Sätzen aus unserem Leben begann die Trauzeremonie, Traubekenntnis und der Ringtausch.  "Kommen sie nun nach vorn", forderte uns Pfarrer Gieseke auf. Er legte seine Hand auf unseren Kopf uns segnete uns. Er sprach den Segen für unser unendliche Liebe und ein Leben in Frieden aus. Wärme und Liebe strahlten in meinem Körper. Nun wurde unsere Hochzeitskerze angezündet und sie sendete ihr Licht vom Altar aus in die Welt, bis zum Ende der Trauung. Der Pfarrer las das Gedicht: "Die Hochzeitskerze spricht".

 

Nun waren die Fürbitten an der Reihe, die ich ausgewählt hatte. Pfarrer Gieseke und ich sprachen sie im Wechsel:

"Herr, wir bitten dich, erhöre uns. Für alle Liebenden, die mit Enttäuschung ringen oder gescheitert sind. Schenke ihnen das Wissen, dass es Menschen gibt, die sie brauchen."

"Herr, wir danken dir. Wir bitten dich für die verschiedenen Generationen, Kinder, Eltern und Großeltern; Lass sie offen füreinander sein und die Eigenheiten jeden Lebensalters als Chance und Ergänzung sehen:"

Herr wir sind dankbar, dass du uns auf unserem Lebensweg zu einander geführt hast. Wir bitten dich, beschütze uns, auf unserem gemeinsamen Lebensweg."

 

Gemeinsam wurde das "Vaterunser" gebetet. Die Kirchenglocken läuteten dazu. Zum Abschluss der Zeremonie übergab uns der Pfarrer eine Traubibel, mit einem verschmitztem Lächeln und den Worten; "Ich hoffe sie lesen jeden Tag ein wenig darin". Dann reichte er mir die, noch brennende, Hochzeitskerze und es folgte der Auszug aus der Kirche. Das Licht der Kerze wurde in die Welt getragen. 

Ohne Störungen ging es nicht. Nein, nicht unser Fotograf störte uns. Er war rücksichtsvoll, immer mit Abstand und doch nah genug um wunderschöne Fotos zu machen. Es blieb leider nicht aus, dass Touristen die Kirche betreten wollten. Sie konnten oder wollten das Hinweisschild auf die Trauung wohl nicht lesen. Mich störte es weniger, ich war mit der Zeremonie beschäftigt. Doch Pfarrer Gieseke war sichtlich ungehalten darüber. Obwohl die Leute sahen, das gerade eine Trauung lief, gingen sie unbeirrt weiter. So das der Pfarrer ihnen sehr laut mitteilte, dass sie doch bitte die Kirche verlassen sollten und später wieder kommen sollten. Selbst als unser Fotograf die Leute hindern wollte, musste er sich auf eine Diskussion einlassen. Pfarrer Gieseke entschuldigte sich nach der Trauung bei uns, für die Störungen. Aus seiner Kirche kannte er das nicht. Er war hier nur Vertretungspfarrer und hatte damit einfach nicht gerechnet. Egal, es war wunderschön. "Schön, dass ich sie kennenlernen durfte", verabschiedete sich Pfarrer Gieseke.

Unser Hochzeitsfoto-Shooting

Es war nicht einfach einen Hochzeitsfotografen zu finden, der unseren Vorstellungen entsprach. Die meisten wollten neben den digitalen Fotos auch noch Fotoalben, Fotokarten u.ä. verkaufen und ihr Honorar war jenseits von gut und böse.

Wir haben uns für Stefan Roehl ( https://stefan-roehl.de/ ) entschieden. Er folgte unserem Wunsch nach nur digitalen Fotos, gern und für ein angemessenes Honorar. Alle Absprachen erfolgten problemlos per Email und Telefon. Ein junger zugewandter Mann, der es uns leicht machte für die Fotos zu agieren. Wir sind mit dem Ergebnis seiner Arbeit hoch zufrieden. Ich hoffe sehr, dass wir auch seinen Ansprüchen genügt haben.

 

Die ersten Fotos entstanden rings um die Kirche. Dann fuhren wir zum Strandaufgang 21. Heute waren mehr Menschen hier, leider. Aber am Ufer entlang, waren Fotos möglich. Leider saßen vor den Dünen die Badelustigen und so waren unser Fotomotive doch begrenzt. Hinzu kam, das wir erst jetzt entdeckt hatten, dass dieser Strandteil FKK-Strand war. Nach gemeinsamen Überlegungen entschieden wir uns nach Zingst weiter zu fahren und dort im Hafen noch Fotos zu machen. Auch Zingst war gut besucht, das bemerkten wir schon auf der Suche nach einem Parkplatz. Im Hafen war viel los. Etwas ruhiger war es an der Anlegestelle des Raddampfers. So dass wir noch zu ein paar schönen Fotos kamen. Touristen warteten geduldig bis wir fertig waren. Als wir Stefan erzählten, dass wir am Abend noch auf Kranichfahrt wollten, verschwand er. Kurz darauf war er wieder da und sagte uns, wir sollten in den Dampfer gehen. Überrascht folgten wir seiner Bitte. Wir wurden vom Personal zum Bug geführt, einem eigentlich gesperrtem Bereich. Für uns wurde eine Ausnahme gemacht. Natürlich kam mir sofort "Titanic" in den Kopf und ich stellte mich in die Spitze und rief: Ich fliege. Meinem Mann war das sichtlich peinlich. Mir war egal was die Leute dachten, aber ich denke sie alle hatten Spaß, wie ich.

Danach verabschiedeten wir uns von Stefan.

Wir haben Hunger ...

Es legte sich die Aufregung und nun vermeldete unser Magen akuten Mangel. Sehr deutlich spürten wir nun unseren Hunger. Auch war, trotz unserer weitgefassten Zeitplanung die Reservierungszeit schon sehr nah. Noch immer schien die Sonne und so hofften wir, dass noch ein Tisch unter dem Sonnenschirm frei war, da Platzreservierungen für die Tische im Garten nicht angenommen wurden. Zu meiner eigenen Überraschung fand ich es gar nicht peinlich, im langen Kleid durch Zingst zu laufen. Das uns die Leute ansahen, konnte ich gut ignorieren. Angekommen am Restaurant "Skipper", entdeckten wir zu unserer Freude noch ein Plätzchen in der Sonne. Die Wartezeit auf unser Essen, wurde länger und länger. Auf Grund unseres akuten Hungers fiel uns das Warten schwer. Dafür wurden wir mit leckerem Essen belohnt. Was wir aber auch bemerkten, dass das Personal sehr gezwungen wirkte. Scheinbar war es überfordert oder schon zu lange im Dienst. Selbst der kurze Glückwunsch zur Hochzeit, wurde nur so hin geworfen. Wir waren enttäuscht von unserem Lieblingsrestaurant in Zingst. Egal, das Essen war wie gewohnt, super lecker. 

Der Himmel zog sich zu und öffnete seine Schleusen. Was nun? Einen Schirm hatten wir nicht dabei. Als der Regen etwas nachließ, ging mein Mann allein los um das Auto zu holen. Mit dem langen Kleid, wollte er mich nicht durch den Regen lassen. 

Raddampfer und Kraniche

Der Himmel öffnete alle Schleusen und der Wind peitschte den Regen. Wir saßen im Auto auf dem Parkplatz am Hafen von Prerow. Schade, unsere Kranichfahrt mit dem Raddampfer würde wohl sehr nass werden. Auf Deck zu gehen würde keine gute Idee sein.

 

Pünktlich 16:30 Uhr startete die Fahrt. Es war genug Platz unter Deck und wir hatten eine gute Sicht auf den Bodden. Wenn der Regen blieb, würden wir aber von den Kranichen nicht viel sehen. Doch erst einmal war noch eine Weile hin, bis zur Kranichankunft. Eine Stunde später waren wir dann dort angekommen, wo Kraniche zu erwarten waren. Der Regen machte Pause, zu unserer Freude. So konnten wir auf Deck gehen. Ein bisschen komisch sah ich schon aus, mit langem Kleid und dicker Jacken-Weste. Egal, mich hielt nichts mehr unter Deck. Etwas geschützt standen wir und warteten auf die Kraniche, die nun kommen sollten. Es dauerte und wir sahen sie erst spät, da es sehr die Wolken sehr tief hingen. Als sie dann endlich einflogen war die Freude groß. Auch wenn der Abstand groß war, war es doch ergreifend. Das lange warten hatte sich gelohnt.

Auf der Rückfahrt zum Hafen zeigte die Reederei noch einen Film über die Kraniche, mit viel Informationen und wundervollen Bildern. Unser Entschluss stand fest, wir würden noch einmal kommen irgendwann. Dann aber etwas später, wenn die Kraniche in Vielzahl da sind. Das möchten wir unbedingt sehen und hören. Statt nach 1,5 Stunden waren wir erst nach 3 Stunden wieder im Hafen. Klasse. Diese Naturschauspiel war ein wunderbarer Abschluss unseres Tage. Mein Kleid war bis an die Knie nass, da ich die Regennässe auf den Stufen zum Deck mitgenommen hatte. Egal, es war einfach wunderschön.

23:00 Uhr - Müde und glücklich wieder in der FEWO. Unser schönster Tag war zu Ende.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0