Seebestattung meines Kindes - Meine Worte

Vorwort:

Nein ich konnte und wollte die letzten Worte an mein Kind, die Trauerrede niemandem überlassen. Kein Fremder, kein Redner kannte mein Kind. Ich wollte nicht noch einmal eine von Floskeln gefüllte Rede anhören müssen. Nicht noch einmal erleben, "wann hört der Mann endlich auf zu quatschen?". Nein diese Erinnerung ist noch zu allgegenwärtig, heute nach nun schon fast 40 Jahren.. Daher schrieb ich, auch als Trauerarbeit in der Klinik, meine Worte auf. Worte die in mir waren, in meinem Herzen. Einfach so wie sie da waren. Das ließ mich ruhiger werden, nahm mir die Angst vor der Bestattung und gab mir Wärme im Herzen. Ich habe es geschafft, die Worte aufzuschreiben und ja auch selbst zu verlesen. Ich habe mir damit Gutes getan.

Ich glaube es ist mir gut gelungen, aber lest selbst.

Liebe Jenny!

Abschied nehmen ist schwer. Abschied von einem Kind nehmen ist grausam.

Ein altes Fischerboot hat uns hinaus aufs Meer gebracht. Die Wellen brechen sich an seinen Planken.

Der Wind bläst in seine Segel. Gemeinsam singen sie uns dein Abschiedslied.

Liebe Jenny, an einem Sonntag wurdest du geboren. Meine Freude war riesig und ich war stolz auf dich.

Als dein Bruder dich zum ersten mal sah, hat er dir vorsichtig auf die Nase getippt.

Sonntagskinder haben Glück sagt man. Aber was ist Glück?

Was Glück nicht ist, weiß ich. Glück ist, nicht so früh wie du, zu sterben.

 

Auch wenn wir viele Jahre wortlos miteinander verbrachten. Du in Berlin und ich in Dresden.

Du warst immer bei mir. Immer in der Gewissheit, du gehst deinen Weg.

Du lebst glücklich in Berlin, hast Freunde die dich begleiten und lieben.

Du warst so herrlich jung.

Ich habe viel an dich gedacht und hätte es gern anders gehabt. All meine Briefe blieben unbeantwortet. 

Für dich war es noch nicht an der Zeit. Nun hat der Tod dazwischen gefunkt.

Einfach so. Für immer. Für ewig sind wir nun getrennt.

 

Nun steh ich hier. Im Boot auf dem weitem Meer. Am Meer waren unsere schönsten gemeinsamen Tage.

Die Liebe zum Meer ist uns geblieben. Am Meer werden wir uns nun trennen.

Heute weint meine Seele trockene Tränen. Mein Herz sprengt mir die Brust.

Meine Gedanken fahren Achterbahn und finden kaum einen Halt. Meine Gefühle tief versunken in unendlicher Trauer.

Du bist tot.

 

Wind und Wellen singen ein letztes Lied, bevor die Glocke 4 mal schlägt. Dich die Tiefe des Meeres aufnimmt.

Ich glaube, genau so hättest du dir deinen Abschied gewünscht. Das Meer wird nun deine Lieder singen.

Ich werde hier sein, immer wieder. Am Meer werden wir uns immer wieder finden, auf Ewigkeit.

Das Meer wird mir von dir erzählen, wenn ich still an seinen Ufern steh.

 

"Wenn die Sonne ihre Augen schließt, beginnen die Sterne zu leuchten. Tag für Tag erinnern sie mich an dich und ich weiß:

Jeden Morgen geht die Sonne wieder auf. Sie wärmt mich mit deinen Strahlen und ich spüre: Deine Liebe ruht immer in meinem Herzen.

Keiner wird sie mir je nehmen können." (@Jando)

 

Du sitzt nun neben deiner Schwester, auf dem hellsten Stern im Himmelszelt.

 

"Wenn ich mich an dich erinnern möchte, brauche ich nur jeden Tag in den Himmel zu schauen. Kleine Sterne leuchten ewig." (@Jando)

 

Ich weiß, Abschied zu nehmen gehört zum Leben dazu. Doch die Liebe des anderen Menschen lebt in unseren Herzen.

Sie wird uns begleiten und in schwierigen Momenten den richtigen Weg weisen. So lange, bis sich unsere beiden Herzen wieder zusammenfügen.

 

Ich zünde eine Kerze an.

Das warme Licht der Flamme gibt meiner Seele Licht in der Trauer.

Ein kleines Licht, in aller Stille.

Es braucht keine Worte.

Gott sieht das Gebet der brennenden Kerze.

Gott hört mein stummes Gebet.

Die Gedanken schweben, im Lichtstrahl, hinauf in den Himmel.

Zu dir!

Nur du kannst meine Worte hören, meine Gedanken verstehen.

Herzensbotschaften schwingen im Lichterbogen, voll Liebe, voll Trauer und Zuversicht.

Gott hat deine Seele empfangen. Nun hat er einen wunderschönen Engel mehr.

Ich bete, für dich, für Daniele und für die Menschen die mir nahe sind.

 

Hier stehen wir, um uns von dir zu verabschieden. Bunte Blütenblätter, so bunt wie dein Leben war,

tanzen nun auf den Wellen ihren Reigen, nur für dich. Für dich ganz allein.

Jedes Blütenblatt erzählt davon, wie schmerzhaft wir dich vermissen.

Ich bin dankbar für jedes Lächeln, dass du mir schenktest.

Für jede Stunde, jeden Tag, jeden Monat den wir gemeinsam erlebten. 

 

Liebe Jenny wir lieben und vermissen dich.

 

"Ins Wasser fällt ein Stein. Ganz heimlich, still und leise. Und ist er noch so klein Er zieht doch weite Kreise."

Jeder Stein sendet dir Grüße von Menschen die dich vermissen, von J... und M..., von S... , M... und M..., von J... und A..., von mir, A... und M... .

 

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsre Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit

in Ewigkeit.

Amen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0